Von Dr. Bernd Wolters (HNO-Arzt im CHC-Ärzteteam)
Für den kleinen Waititu fand dieses Jahr sein erstes Weihnachtsfest 3 Wochen früher als auf dem Kalender statt. Der Junge wurde uns erstmalig im März diesen Jahres 6 Wochen nach seiner Geburt im Medical Centre vorgestellt. Er war mit einer Ohrdysplasie Grad 3, d.h. ohne Ohrmuschel und äußeren Gehörgang auf die Welt gekommen.
Das Wichtigste für uns Ärzte hinsichtlich des weiteren Vorgehens war die Frage, ob auch das Innenohr von der Missbildung betroffen oder möglicherweise intakt war. In der Phase der Sprachentwicklung des Kindes ist ein ausreichendes Hören von entscheidender Bedeutung.
Mit Hilfe einer Messung sogenannter früher akustisch evozierter Hirnstamm-potentiale (BERA) lässt sich eine Hörmessung auch bei einem willentlich noch nicht kooperierenden Kleinkind, durchführen. Da bei Waititu die natürliche Schallzufuhr über den äußeren Gehörgang und das Mittelohr nicht vorhanden war, musste der Schall direkt über den Schädelknochen an das Innenohr geleitet werden. Da wir im Medical Centre nicht über eine entsprechende Apparatur verfügen, übernahm das Nairobi Audiology Centre diese Aufgabe. Wir und vor allem Waititu hatten Glück: Das Innenohr oder zumindest eines seiner beiden Innenohren schien normal zu hören.
Wir HNO-Ärzte von CHC werden schon seit 2017 von der Hörgerätefirma KIND mit Hauptsitz bei Hannover hinsichtlich schwerhöriger Kinder großzügig mit der Spende von Hochleistungsgeräten unterstützt. Nach entsprechender Diagnostik durch uns und unsere Partner im audiologischen Zentrum in Nairobi geben wir die Hörmessdaten an KIND weiter. Die Mitarbeiter stellen dann die geeigneten Hörgeräte auf die jeweilige Hörschwäche ein. Oft sind die Kinder schon mehrere Jahre alt und sprachlich oder auch im Sozialverhalten in ihrer Entwicklung deutlich gegenüber der Altersnorm zurück, denn ohne ausreichendes Hören ist auch eine normale Sprachentwicklung beeinträchtigt.
Für Waititu erhielten wir ein spezielles Hörgerät, welches mit einem Klettband am Schädel des kleinen Jungen befestigt wird und über einen Signalgeber einen Schallimpuls über den Knochen dem Innenohr zuleitet.
Als ich jetzt in der ersten Dezemberwoche das Gerät am Kopf von Waititu befestigt hatte und anstellte, ging ein Leuchten über das Gesicht des Jungen. Ein gutes Zeichen, das auf einen Höreindruck schließen lässt. Wahrscheinlich spricht das Kind bei meinem nächsten Besuch im März 2020 schon die ersten Worte. Waititu hat jetzt die Chance auf eine normale Sprachentwicklung.
2 comments
wir würden gerne eine patenschaft übernehmen. ihre f.ernsehreportage hat uns sehr beeindruckt. ihre hilfe ist super. vielen dank dafür.
könnten sie uns vielleicht mitteilen für wen die patenschaft ist.
Liebe Familie Schmitt,
ich melde mich gleich mit einer Mail dazu bei Ihnen und danke für das Interesse.
Mit freundlichem Gruß
Karin (Webmaster für Cargo Human Care)