Bereits im letzten Jahr stand bei vielen der Kinder des Mothers’ Mercy Home ein paar schwarze Lederschuhe auf dem Weihnachtswunschzettel. Die Schuhe werden zur Schuluniform gebraucht. Für etliche Kinder hat sich dieser Wunsch dank der Weihnachtsaktion der Mitarbeiter von Lufthansa Cargo bereits erfüllt. Für alle anderen war der Wunsch auch Ende dieses Jahres noch offen.
In einer Vorstandssitzung kam die Überlegung auf: Wie wäre es, wenn wir den Wunsch erfüllen und gleichzeitig die lokale Wirtschaft unterstützen? In Limuru, der nächsten größeren Stadt in der Nähe des MMHs, befindet sich die zentrale Schuhproduktion der Firma BATA für ganz Ostafrika. Dort werden neben Flip-Flops und schicken Schuhen auch sehr robuste und haltbare Lederschuhe hergestellt, gerade so, wie sie für den Alltagsgebrauch auf Schulhöfen mit dem typischen roten Staub der Erde in Kenia sein müssen. Und das ganze zu einem Bruchteil der Preisen, die wir in Deutschland zu zahlen hätten. Also: gesagt, getan. Na ja, zunächst wurde Paula, die gute Seele im MMH, informiert. Die Idee wurde von ihr begeistert aufgenommen.
Am Montag, dem 14.12.2009, war es dann soweit. Nachdem wir am Tag zuvor mit dem Angestellten des Medical Centres Weihnachten gefeiert hatten, durften wir mit den Kindern Schuhe einkaufen gehen. Wir, das war die CHCAbordnung aus Deutschland: Dr. Sven und Veronika Sievers sowie Sieglinde und Hans-Jürgen Reinhard.
Die Kinder waren nach 2 Wochen Aufenthalt bei ihren Verwandten pünktlich zu diesem für sie einmaligen Erlebnis ins MMH zurückgekehrt. Paula und Christopher hatten noch zum Ende der Schulzeit alle Füße vermessen und eine Bestell-Liste bei BATA hinterlegt. Alle Kinder bekommen das gleiche Modell.
Um 13:00, nach dem Mittagessen, ging es los. Die Kinder haben ihre gute Kleidung angelegt und stürmen den MMH-eigenen Schulbus. Vorne in den ersten Reihen durften wir Ehrengäste sitzen, in der Reihe hinter mir teilten sich 7 Kinder 3 Sitzplätze. Nach kurzer Fahrt Ankunft am BATAFabriktor. Christopher verhandelt mit dem Guard, der uns zunächst nicht einlassen will. Die Vorstellung, 80 Kinder im Fabrik-Gelände zu haben, die Schuhe anprobieren, erscheint ihm doch zu kritisch. Schließlich werden wir eingelassen. Während die Kinder zunächst noch im Bus warten müssen, werden wir in die Finanzabteilung gebeten, wo wir die Schuhe bezahlen. Danach geht es einmal rund ums Gebäude und wir befinden uns im Lager und der Warenausgabe.
Endlich dürfen die Kinder aussteigen. Sie verteilen sich auf einer schönen grünen Wiese, direkt gegenüber der LKW-Rampe. Endlich werden die 7 großen Kartons mit je 12 Paar Schuhen auf die Wiese gebracht. Christopher hat die Kinder mittlerweile nach Schuhgröße geordnet aufstellen lassen. Und dann beginnt die Verteilung: zuerst bekommen alle Kinder der Größe 2 ihre Schuhe, dann Größe 3, 4, usw. Noch während wir die Schuhe verteilen, kommen bereits die ersten Rückmeldungen:
Der Schuh ist zu klein oder zu groß. Gut, dass Veronika eine Fuß-Mess- Schiene mitgebracht hat. So kann sie jedem Kind noch mal die passende Schuhgröße nennen. Zuerst wird fleißig hin und her getauscht. Dann, nach geraumer Zeit sind es 9 Paar Schuhe, die ins Warenlager zurückgehen und gegen andere ausgetauscht werden. Auch wenn es zwischendurch so aussieht, als würden wir nie in der Zeit fertig werden, haben wir doch am Ende alles geregelt.3 Jungens müssen am Tag wiederkommen, in ihrer Größe gibt es das ausgesuchte Modell nicht. Nur einmal kurz gibt es ein Tränen, als ein Mädchen seine Schuhe vermisst. Glücklicherweise stellt sich schnell heraus, wo diese abgeblieben sind – in Sicherheit gebracht, weil sie einen Moment unbewacht waren.
Paula trägt in allen Schuhen die Initialen der Kinder ein und nach gut drei Stunden geht es müde und durstig zurück ins MMH. Noch im Bus, vor dem Aussteigen lobt Paula die Kinder für ihre lange Geduld und erklärt ihnen, wie sie die Schuhe pflegen müssen. Für die Kinder und für uns geht ein ereignisreicher Tag zu Ende. Eine Woche später kommt eine Mail von Paula: The children are still excited about the shoes and I believe they will take care of them.
Spontan hatten sich 4 Spender gefunden, die zusammen mit ihren Spenden den Kauf der Schuhe finanziert haben. Herzlichen Dank an Ingrid Hopf, Heinz Nicklaus, Karin Gähler und Toni Warbruck.