6. Einsatz vom 21. – 23.09.2009 im Cargo Human Care Medical Centre
Seit genau sechs Monaten ist nun schon unser „Cargo Human Care Medical Centre“ am Mothers‘ Mercy Home in Kiambu geöffnet. Viele hundert Patienten sind seitdem schon in unserer Ambulanz gewesen, um sich medizinische Hilfe zu holen.
Nachdem ich im vergangenen April am Eröffnungstag nur sehr begrenzt Kinder untersuchen und behandeln konnte, bin ich voller Motivation nach Nairobi gestartet. Von meinen Kollegen hatte ich gehört, dass die üblichen Anfangsschwierigkeiten behoben waren.
Gemeinsam mit unserem 2. Vorsitzenden, dem Gynäkologen PD Dr. Sven Sievers, meisterten wir drei intensive Ambulanztage. Das inzwischen optimal eingespielte Team der sechs afrikanischen Nurses unterstützte uns perfekt und nahm uns viele interne Aufgaben ab. Auch die Beratung der Einheimischen bzgl. Hygiene, Ernährung, prophylaktischer Medikation und Planung von diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen lag ganz in ihren Händen.
Neben vielen, zum Teil auch schweren Infektionen, gab es auch dieses Mal wieder viele diverse Hauterkrankungen zu behandeln. Die Schwestern berichteten mir von einer in Nairobi grassierenden Masernwelle, die aber glücklicherweise unsere Region noch nicht erreicht hat. Bei einem 14 Wochen alten Säugling musste ich den Verdacht auf ein ‚Down-Syndrom‘ äußern. Ein ausführliches Gespräch mit der Mutter von drei Kindern plane ich für meinen nächsten Einsatz Ende November 09. Mir erschien eine zweite ausführliche Untersuchung notwendig, bevor ich die Mutter mit dieser einschneidenden Diagnose konfrontiere. Nelly, unsere ‚Seniornurse‘ (leitende Schwester der Ambulanz) konnte – für mich sehr überraschend, aber dringend notwendig – eine Krankengymnastin für das Baby organisieren.
Als hätte Kenya nicht genug Probleme, so herrscht dort seit Monaten eine massive Trockenheit. Davon betroffen sind nicht nur die Menschen und Tiere mit ihrem Bedarf an Trinkwasser, sondern leider auch die Energiewirtschaft. 80% des Stroms wird durch Turbinen produziert. Aktuelle Konsequenz daraus: immer wieder wird regional der Strom in Nairobi und Umgebung abgeschaltet. Das heißt Ausfall unseres Computersystems und Handicap für die Untersuchungen von Sven Sievers. Ich als Kinderarzt konnte da ganz locker bleiben, weil ich lediglich ein Otoskop oder eine kleine Untersuchungslampe benötige. Doch Sven Sievers wäre nicht Sven Sievers, wenn nicht auch er für improvisierte Untersuchungsmethoden eine Taschenlampe mitgebracht hätte. Bald werden wir diese Schwierigkeiten und die Engpässe mit dem PC nicht mehr haben, da der Verein bereits plant, einen Generator für unsere Ambulanz anzuschaffen!
Unsere kleine Apotheke ist inzwischen auch bestens ausgestattet. Alle wichtigen Medikamente sind ausreichend vorhanden.
Dr. Sievers und ich hatten an diesen drei Tagen jeweils ca. 70–80 Patienten und so blieb genug Zeit, einiges Organisatorisches zu klären oder chronisch kranke Kinder des Waisenhauses zu notwendigen Kontrollen einzubestellen.
Wie schon unsere Kollegin, Frau Dr. Mistry, in ihrem letzten Bericht schrieb, scheint es auch mir notwendig, die dortigen Mitarbeiter noch mehr anzuhalten, sehr frühzeitig und noch intensiver die Bevölkerung auf das Kommen von uns Ärzten hinzuweisen. Das heißt nicht, dass wir Hunderte von Patienten in kürzester Zeit durch unsere Ambulanz ‚schleusen‘ wollen. Andererseits sollen sich aber unsere Kurzeinsätze lohnen, damit möglichst vielen geholfen werden kann!
Mit dem obligaten Besuch des ‚Fruitmarket‘ endete unsere Mission.
Dr. Mathias Gründler