Von Mother Grace und Anna Glaser
28 Augen blickten mich erwartungsvoll an, als ich am Sonntagnachmittag voller Vorfreude die Tür zum „commonroom“ öffnete. Die 13 jüngsten Kinder des MMH und Mother Grace hatten sich alle um den Tisch versammelt und hießen mich in dem allmorgendlichen Ritual herzlich willkommen. Die chorischen Kinderstimmen des „welcome, welcome Anna“ und das Klatschen dazu habe ich noch immer im Ohr. Anschließend beschäftigten sich die Kinder mit Schneidearbeiten und dem Punchen unterschiedlicher Tiere, die zuvor fantasievoll ausgemalt wurden. Auf diese Weise entstanden schöne Blumengirlanden und Bilder mit den aufgeklebten Tieren, welche den „commonroom“ sofort hübscher erscheinen ließen. Diese Tätigkeiten waren sehr hilfreich für die folgenden Bastelarbeiten, die wir im Laufe des Summercamps durchführten.
Am Montagmorgen bastelten wir das „Löwenspiel“. Hierzu wurde in einen gelben DIN A2-Bogen ein Loch geschnitten – für das Maul des Löwen. Zudem benötigten wir Augen, Zähne und nicht zu vergessen die Löwenmähne, welche aus Krepppapier auf den Karton aufgeklebt wurde. Nach getaner Arbeit tobten sich die Kinder in theaterpädagogischen Spielen aus, z.B. das Katz-und Maus-Spiel, bei welchem eines der Kinder die Katze ist und versuchen muss, die anderen Kinder, welche die Mäuse sind, zu fangen. Hat die Katze eine Maus erwischt, müssen sie zusammen, sprich sich an den Händen haltend, weiter auf Mäusejagd gehen.
Gegen Ende des morgendlichen Workshops gab es immer zwei wichtige Rituale. Zum einen „Story-story“ und zum anderen das Vorlesen eines Kinderbuches. Bei ersterem gab Mother Grace 3 Stichworte vor, z.B. Mutter, Tochter, Hund und die Kinder mussten sich hierzu eine Geschichte ausdenken und diese den anderen Kindern vortragen – auf Kisuaheli. Für mich war dieses Geschichten-Erzählen unglaublich spannend anzu-schauen, denn oftmals meldeten sich Kinder, die im Workshop selber sehr ruhig waren. Umso schöner war es, dass durch das Geschichten erzählen ihre Fantasie und ihre Kreativität geweckt wurde und sie ganz nebenbei lernten, vor einer Gruppe zu sprechen – ein nicht zu unterschätzender Lernerfolg, der den Kindern im Laufe ihrer Schulzeit und im anschließenden Arbeitsalltag zu gute kommen wird. Mother Grace war stets bereit, mir die Geschichten der Kinder ins Englische zu übersetzen, sodass ich mich selbst von der Fantasie und Kreativität überzeugen konnte, die die Kleinen haben.
Nachmittags wurde das neue Löwenspiel ausprobiert. Mit einem Tennisball versuchten die Kinder, aus unterschiedlichen Entfernungen den Ball durch das Löwenmaul zu werfen, was mit einer stetigen Verringerung des Abstandes zwischen Wurfplatz und Löwenmaul auch bei jedem Kind klappte. Anschließend wurden Aktivitäten wie Sackhüpfen und Fangen gespielt.
Am Dienstagmorgen bastelten wir zusammen kleine Boote aus Kork. Während eine Gruppe der Kinder zuerst die Boote aus Kork zusammenklebte, bastelten die anderen ihre Segel aus Filz, Zahnstochern, Schaschlikspießen und zu guter Letzt setzten sie eine kleine Flagge auf die Spitze des Segels. Anschließend tauschten die Kinder die Plätze, um das fehlende Gegenstück zu basteln.
Da die Boote erst einmal trocknen mussten, spielten wir eine Art Improvisationstheater. Ein Kind spielte ein Tier, die anderen mussten erraten, um welches Tier es sich handelte. Aus diesem Spiel entwickelten sich verschiedene Fortbewegungsmöglichkeiten, wie z.B. paarweises „Schubkarrenrennen“ oder gemeinsames Krabbeln, wobei der Hintermann den Vordermann an den Fußfesseln berühren musste.
Nachmittags fand eine kleine Olympiade statt. Neben einem Slalomparcours mussten die Kinder sich im Sackhüpfen messen sowie über kleine Hürden springen bzw. durchkrabbeln. Unter den Anfeuerungsrufen der jeweiligen Mannschaften wurden die Kinder zu Höchstleistungen angestachelt. Besonders schön anzusehen war die gegenseitige Hilfe der Kinder, die ihren Mannschaftskameraden immer wieder zu Hilfe eilten, wenn diese aus den Säcken purzelten.
Am Mittwoch fand das alljährliche Highlight des Summercamps statt – der Ausflug nach Rock City Gardens (s. hierzu den Bericht von Sieglinde Reinhard über die Juniors)
Am Donnerstagmorgen bastelten wir Tiermasken für den Song „Old MacDonald had a farm“. Neben Kühen, Hunden, Katzen, Schweinen gab es auch Mäuse und Enten. Anschließend probten wir die Präsentation für den Nachmittag. Die Kinder waren mit Feuereifer bei der Sache und ich hörte sie noch auf dem Weg zum Lunch singen und die entsprechenden Tierlaute proben.
Die kleine Joyce übernahm es, auf Kisuaheli all den anderen, die nicht im Workshop waren, zu erzählen, was wir gemacht haben. Voller Stolz präsentierten sie ihre selbst gebastelten Produkte und sangen aus voller Inbrunst ihren Song. Ich bin sicher, dass die Kinder in dieser Woche viele Anregungen bekommen haben, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Auch ich habe in dieser Woche sehr viel gelernt – sozusagen haben beide Seiten voneinander gelernt und profitiert, was ohne die tatkräftige Unterstützung von Mother Grace nicht möglich gewesen wäre.