Soziales Unternehmertum (Englisch: „Social Entrepreneurship“) ist ein modernes wirtschaftliches Phänomen, das auch im akademischen Umfeld immer mehr Beachtung findet. Es geht demnach für Unternehmen nicht mehr ausschließlich um die größtmögliche Gewinnerzielung. Viel mehr kommt es auch darauf an, durch die unternehmerische Aktivität positive Veränderungen in die Gesellschaft zu tragen und nachhaltig und ressourcenschonend zu wirtschaften (sog. „triple bottom line effect“ = finanzielle Selbständigkeit + soziale Effekte + Umweltfreundlichkeit). Besonders in Entwicklungsländern wie Kenia spielt soziales Unternehmertum eine wichtige Rolle. Es herrschen zahlreiche soziale Missstände, wie z.B. Armut, unzureichende Gesundheitsversorgung, schlechte Bildung, mangelhafte Strom- und Wasserversorgung und die nicht effektive Nutzung agrarwirtschaftlicher Potentiale. Hier besteht eine große Lücke zwischen dem, was die Regierungen zu leisten imstande sind und dem was geleistet werden muss, um allen Bürgern ein soziales und vor allem gleiches Lebensumfeld zu gewährleisten. Diese Lücke kann durch die Tätigkeit von Unternehmen geschlossen werden, die nicht nur möglichst viel Umsatz erzielen, sondern auch Verantwortung für ihr soziales Umfeld übernehmen wollen. So kann mit der Zeit eine sich selbst heilende Gesellschaft entstehen und aus Entwicklungsländern werden entwickelte Länder.
Wir (Sebastian & Max) haben uns im Rahmen unseres Studiums auf den Bereich „Social Business“ spezialisiert und schreiben zurzeit unsere Master Thesis zum Thema „Exploring Enablers and Barriers for Social Entrepreneurship in Kenya“. Seit Oktober 2016 sind wir Mitglieder des Leadership Netzwerkes QX Quaterly Crossing, das zu Bildungszwecken mit CHC kooperiert. Zusammen mit Geschäftsführer Thomas Fuchs und CHC Vorstandsmitglied Werner Hildebrand erarbeiteten wir Anfang des Jahres ein Forschungskonzept zu diesem Thema, das einen mehrwöchigen Aufenthalt in der John Kaheni Residence umfasst.
Am 15. März war es dann so weit. Wir flogen mit der Cargo Maschine nach Nairobi und starteten in ein wundervolles Abenteuer. In der JKR sind wir unwahrscheinlich herzlich aufgenommen worden und wir haben uns dort sofort heimisch gefühlt. Dass wir in den ersten Tagen ohne fließendes Wasser auskommen und das Plumpsklo benutzen durften, ließ uns gleich so richtig im afrikanischen Alltag ankommen. Schnell wuchsen wir, die Alumni und die Leitung der JKR (Mary, Dan & Monica) zu einer liebe- und freudvollen Familie zusammen. Marktbesuche in Kiambu, Fußball mit den Jungs, tanzen mit den Mädels, gemeinsames Kochen und Essen, Gespräche über Afrika, Europa, Religionen, Kulturen, Träume und Visionen: jeder Augenblick war inspirierend und kostbar. Die JKR ist ein ganz besonders positiver Ort und wir vermissen ihn und alle dort Lebenden bereits sehr.
Die JKR als Ausgangspunkt nutzend, führten wir in Nairobi zahlreiche Interviews mit sozialen Unternehmern, Bildungsträgern, Wirtschaftsexperten und Studenten, um so ein möglichst genaues Bild davon zu erlangen, wie soziales Unternehmertum in Kenia funktionieren kann. Dabei interessiert uns vor allem, welche Faktoren die Gründung sozialer Unternehmen begünstigen und erschweren und wie man mit Bildungskonzepten dieses Wissen für die jungen Erwachsenen vor Ort nutzbar machen kann. Wann immer möglich, nahmen wir JKR Alumni zu den Interviews mit. Auf einem zweitägigen Workshop besprachen wir gemeinsam die Grundlagen des „Social Entrepreneurship“ und die Alumni erarbeiteten in Kleingruppen beeindruckende und voll umfängliche Geschäftsmodelle, äußerst kreativ und mit großer sozialer Achtsamkeit.
Abschließend luden wir unsere Interviewpartner zu einem „Insights Workshop“ in die JKR ein, um ein direktes Kennenlernen und eine persönliche Verbindung zwischen Alumni und „Experten“ zu ermöglichen. Soziales Unternehmertum lernt man nämlich am besten durch praktische Inspiration und Identifikation mit erfolgreichen Vorbildern. Ein Team stellte in diesem Zusammenhang ihr soziales Geschäftsmodell vor und erntete großen Respekt von den anwesenden Experten.
Auf lange Sicht möchten wir den Alumni Praxistage in den sozialen Unternehmen ermöglichen und die Sozialunternehmer motivieren, in der JKR Workshops anzubieten und ihre Geschäftsmodelle vorzustellen. Dies soll einen Teil der wunderbaren und wertvollen Zusammenarbeit von CHC und QX darstellen und den Studenten die Möglichkeit bieten, in der Unternehmensgründung eine ernsthafte und verheißungsvolle Alternative zu unbefriedigenden Jobs oder schlimmstenfalls der Arbeitslosigkeit zu finden.
In jedem Fall kann es nicht schaden, sich mit mit den eigenen Qualitäten, Träumen und Visionen, mit seinen Mitmenschen sowie mit wirtschaftlichen Grundprinzipien auseinanderzusetzen. So kann unter Umständen langsam das in Kenia weit verbreitete „I come first“ Prinzip aufgeweicht werden und ein produktives Miteinander entstehen, das Gemeinschaft ermöglicht und Synergien freisetzt.
Wir hatten eine wirklich großartige Zeit und alle Beteiligten (uns eingeschlossen) haben viel gelernt, viel gelacht, viel gefühlt und viel erlebt.
Wir danken CHC und QX von Herzen für die Ermöglichung dieses Projektes und können es kaum erwarten, nach Kenia zurückzukehren, unsere Freunde wieder zu sehen und weiter an unserem gemeinsamen Ziel zu arbeiten: „Social Entrepreneurship Education for JKR Alumni and Young Africans“. Ein besonderes Dankeschön auch geht auch an Fokko Doyen, der uns jederzeit freundschaftlich zur Seite stand und steht und mit dem wir u.a. auf dem Rückflug eine aufregende Zeit hatten.
Vielen Dank für Jedermanns Unterstützung!
Hakuna Matata! Karibou Kenya 😊