Matthias Gründler (Kinderarzt aus Offenbach). „mein dritter kinderärztlicher Einsatz in Nairobi vom 17. – 20. September 2008″
Innerhalb von knapp 13 Monaten bin ich jetzt bereits zu meinem dritten Einsatz nach Nairobi geflogen. In meiner Begleitung Dr. Schreiber, Gynäkologe aus Kirchheim-Bolanden.
Unsere dreitägige Sprechstunde im Medical-Centre des SOS- Children’s Village in Buru-Buru, einem der größten Slums in Kenias Hauptstadt, war gut von Dr. Sven Sievers, unserem 2. Vorsitzenden, vorbereitet worden. Die Koordination der Flüge hatte wieder Herr Peer Irmler von der Cargo organisiert.
Meine Vorbereitung bestand aus der Durchsicht meines ärztlichen Equipments incl. wichtiger Notfallmedikamente, zwei Fachbüchern und dem Packen von drei Bananenkisten mit Kinderschuhen und Kinderkleidung. Die sowohl von meinen kleinen Patienten, als auch vom Personal sehr beliebten Gummibärchentüten durften natürlich auch dieses Mal nicht fehlen.
Am Mittwoch früh um 2 Uhr hoben wir ab, und nach knapp achtstündigem ruhigem Flug landeten wir sicher in Nairobi. Cpt. Meyerdierks und sein Copilot nahmen uns sehr freundlich auf.
Das übliche „Spießrutenlaufen“ durch den Zoll incl. Bezahlung von 50 $ Visumgebühren empfand ich erneut unverschämt. Zumindest nahm keiner an meinen Bananenkisten Anstoß. Der chaotische Verkehr und der massive Gestank nach Autoabgasen kamen mir inzwischen fast normal vor. Im Hotel angekommen erfrischten wir uns, bevor uns unser freundlicher Taxifahrer Henry zum Medical-Centre transportierte. Auf der gut halbstündigen Fahrt informierte uns Henry über aktuelle Nachrichten aus Kenia und Nairobi. Glücklicherweise hat sich die politische Situation in Kenia weiter stabilisiert!
Tür an Tür arbeiteten in den nächsten zweieinhalb Tagen Dr. Schreiber und ich in der Ambulanz. Die Mitarbeiter hatten Alles sehr gut vorbereitet, lediglich die Vorankündigung unserer „Free-Clinic“ war wohl recht kurzfristig erfolgt, so dass der Anfang etwas zögerlich vonstatten ging. Der Patientenzustrom nahm kontinuierlich zu, so dass wir beide insgesamt je ca. 70 bis 80 Patienten behandelten. Der Schwerpunkt meiner Arbeit lag in der Behandlung von Luftwegsinfekten, Asthma bronchiale und Hautinfektionen. Bei Bauchschmerzen respektive Harnwegsproblemen wünsche ich mir für die Zukunft, z.B. für unsere Ambulanz am „Mothers’ Mercy Home“ (MMH), die Möglichkeit der weiteren Abklärung per Sonografie.
Die einheimische Mitarbeiterin, Mary, war mir sehr hilfreich, nicht nur bzgl. der Übersetzung, sondern auch in puncto einiger therapeutischer und prophylaktischer kenianischer Maßnahmen. Außerdem informierte sie mich über viele Details, nicht nur des medizinischen Systems, sondern auch der vielen sozialen Probleme. Die Kenntnis darüber ist meiner Ansicht nach auch für uns CHC- Mitarbeiter von sehr großer Bedeutung, um Situationen richtig einschätzen zu können. Oder aber auch, um gegebenenfalls richtige Entscheidungen in der Zukunft treffen zu können.
Die SOS-Mitarbeiter zeigten sich uns gegenüber von besonderer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Die häufig benutze Begrüßungsformel „Wellcome“ war wirklich ernst gemeint. Dass in den letzten Monaten ein so großer Personalwechsel dort stattgefunden hat, ist bedauerlich, aber ohne negative Folgen für uns
Zum Abschluss unseres Einsatzes sind wir dann gemeinsam mit Tanja, der Mitarbeiterin unserer zahnärztlichen Kollegin, Dr. Bärbel Drumm, in einem komplett voll gepackten Caravan raus zum MMH gefahren. Dort empfingen uns Paula, der Leiterin des Waisenhauses, und ihr Mitarbeiter Charles wie immer warm und herzlich. Begeistert führten sie uns durch den Neubau, der schon sensationell weit vorangekommen ist. Über 60 Arbeiter haben seit der Grundsteinlegung vor exakt fünf Monaten eine fantastische Arbeit geleistet. Große und helle Räume für jeweils vier Kinder, hervorragende sanitäre Anlagen und adäquate Unterkünfte für die Betreuer. Alles untergebracht in einem wunderschönen Haus, das perfekt dort in die Landschaft passt. Das „Sahnehäubchen“ wird unser CHC Medical Centre, das straßennah am Haupteingang mit zwei Untersuchungszimmern und einer Dispensary (Apotheke) entsteht. Bereits in zwei Monaten, am 29. November, können die Kinder ihr neues Reich beziehen. Drei Monate später findet dann die Einweihung unserer Ambulanz statt. Ich bin so begeistert von „unserem Bauwerk“, dass ich es kaum abwarten kann, dort zu arbeiten!
Nach dem traditionellen Besuch des „Fruit Market“ ging es nachts wieder zurück nach Frankfurt.
P.S. Leider lebt ‚Baby-Lucy’, das frühgeborene Mädchen, dem ich vor einem Jahr helfen konnte, nicht mehr. Die Mutter berichtete mir, dass ihr knapp 12 Monate altes Kind wohl an Komplikationen eines schweren Magen-Darm-Infektes in einer Klinik vor einem Monat verstorben ist. Wie traurig!!