10. Einsatz vom 30.01. – 03.02.2011 im Cargo Human Care Medical Centre
Kaum zu glauben, an diesem Sonntag Früh starte ich zum 10. Mal für CHC in Richtung Kenia. Begleitet werde ich dieses Mal von Frau Dr. Leuser, einer Augenärztin aus Melsungen. Ein Novum wird bei diesem Flug sein, dass wir aus organisatorischen Gründen nicht wie üblich um 2 Uhr morgens abheben, sondern erst um 7 Uhr. Ein Tagflug, eine interessante Erfahrung. Am Nachmittag landen wir sicher in Nairobi und werden von unserem Fahrer Henry ins übliche Quartier, dem ‚Kentmere Club‘, ca. 15km außerhalb der Hauptstadt gebracht. Die 30-35 Grad Temperaturunterschied zwischen dem winterlichen Deutschland und dem hochsommerlichen Kenia machen uns gar nicht so viel aus.
Am nächsten Morgen geht unser ärztlicher Einsatz um 8.30 Uhr los. Zunächst ein warmer Empfang durch unsere afrikanischen Mitarbeiterinnen und dann das kurze Kennenlernen des neuen Anbaus an unsere Ambulanz. ‚Perfekt‘ ist sicher der richtige Ausdruck! Das Gebäude bildet auch mit dem Erweiterungsbau eine architektonische Einheit und die Räume sind hell, bieten viel mehr Platz und garantieren die notwendige Abgeschiedenheit, um der Intimsphäre der Patienten gerecht zu werden.
Alle drei Tage sind außergewöhnlich arbeitsintensiv, wie ich es bis dato im Medical Center nicht kannte – vergleichbar mit Wintertagen in meiner Praxis. Viele Magen-Darm-Infekte, schwere Luftwegsinfekte und Hautinfektionen stehen im Mittelpunkt. Die mich unterstützende Krankenschwester Naomi macht einen tollen Job und die deutsch-afrikanische Zusammenarbeit klappt super und macht Spaß – egal wie tragisch manche Geschichten hinter den Krankheiten auch sind.
Ein Grund für die große Anzahl von kinderärztlichen Patienten – an drei Tagen waren ca.120 Patienten da – ist u. a., dass Cargo Human Care seit Anfang diesen Jahres für alle Kinder bis 12 Jahren und alle über 60 Jahre alten Menschen keinerlei Gebühren mehr erhebt. Das heißt, dass sowohl die ärztliche Untersuchung, als auch notwendige Medikamente frei sind! Sicher ein guter und wichtiger Entschluss.
Da sei es in diesem Zusammenhang erlaubt, Werbung in eigener Sache zu machen und auch Lob zu zollen. Ohne Sponsoring ist unsere Arbeit unmöglich! Um so schöner, wieviele verschiedene Aktivitäten bundesweit aus unseren Reihen kommen: zum Beispiel Pressearbeit und Vorträge über unsere Tätigkeit in Lüneburg und Kaufbeuren, Spendenakquise in Kaiserslautern und Umgebung, Frühstücksverkauf zugunsten von CHC von Schülern in Offenbach und last but not least der Verkauf von CHC – Kalendern.
Sowohl die größeren als auch die kleineren Spenden werden auch in Zukunft dringend notwendig sein. Hierzu drei Beispiele nur von diesem aktuellen Einsatz: ich sah zwei Säuglinge mit angeborenen Fehlbildungen, deren operative Therapie dringend notwendig ist und irgendwie von CHC geschultert werden muss.
Der dritte ‚Fall‘ ist eine alleingelassene arme Frau mit vier Kindern, die ich gemeinsam mit Paula Karanja, der Leiterin des Waisenhauses, und Frau Dr. Leuser in ihrer Hütte besucht habe. Neben unvorstellbarer Armut und Hoffnungslosigkeit steht die weitere Betreuung und die Sorge um die zum Teil mental retardierten Kinder im Fokus.
Leicht vorstellbar, dass die Tage wie im Flug vergehen. Zwischendurch immer wieder Gespräche mit den Mitarbeitern und auch der Versuch trotz Zeitmangel medizinisches Wissen weiterzugeben und Fragen zu beantworten. Auch Privates, wie z. B. anstehende Hochzeiten, darf keinesfalls zu kurz kommen.
Die Stimmung im Team, die Kooperation und die gegenseitige Akzeptanz ist bestens.
Es gibt auch in Zukunft vieles zu tun, mein Kopf ist voller Ideen und ich freue mich auf den nächsten Einsatz im Frühsommer.
Dr. Matthias Gründler