Wir können wirklich etwas Positives bewirken“
Was vor etwa acht Jahren begann, hat sich längst zu einer wichtigen Stütze in Kenia etabliert. MD-11F Flottenchef und erster Vorsitzender vonCargo Human Care, Fokko Doyen, erzählt im „kurznachgefragt“, was das medizinische und humanitäre Hilfsprojekt von Lufthansa Cargo für die Menschen vor Ort derzeit bewegt, warum die FAZ hierbei eine große
Hilfe ist und weshalb 2014 für ihn trotz aller Erfolge in trauriger Erinnerung bleiben wird.
Herr Doyen, seit fast zehn Jahren begleiten Sie Kinder und Bedürftige in Kenia auf den Weg in eine bessere Zukunft. Auch 2014 hat Cargo Human Care (CHC) wieder viel bewegt. Können Sie einen Überblick geben?
Stimmt, 2014 konnte Cargo Human Care wieder richtig viel in Kenia bewegen. Medizinisch haben wir nicht nur die Anzahl der Behandlungen auf einem sehr hohen Niveau gehalten, sondern auch einige neue Wege beschritten: dazu gehören Krebsvorsorgeuntersuchungen in unserem eigenen Medical Center, die enge Zusammenarbeit mit einer Augenklinik und
der Einsatz eines plastischen Chirurgen im Nazareth Hospital. In Marsabit im Norden Kenias läuft der Betrieb unserer beiden Schulen, der „Wings Academy“, mittlerweile ganz hervorragend. 2014 war auch ein sehr wichtiges Jahr für unsere Waisenkinder des Mothers‘ Mercy Home: der erste Jahrgang von Jugendlichen ist in die Berufsausbildung
beziehungsweise ins Studium gestartet. Wir mussten Ausbildungsbetriebe und Unterkünfte finden, und natürlich die Finanzierung der Ausbildungen sichern – für uns war das Neuland und hat von den CHC-Aktiven viel engagierten Einsatz abverlangt. Viele Paten, die diese Jugendlichen in der Zeit der Secondary School bereits unterstützt hatten, waren bereit,
die Patenschaft in dieser wichtigen Lebensphase fortzuführen. Damit können wir unserem Anspruch, nachhaltig zu arbeiten, gerecht werden.
Trotz all dieser Erfolge war es für Sie persönlich auch ein schweres Jahr. Warum?
Mein Patenkind John Kaheni ist im Dezember verstorben. John war mir genau zehn Jahre zuvor im Mothers‘ Mercy Home erstmals begegnet. Er hatte einen Herzklappenfehler und wir haben für seine OP gesammelt und sein Leben damit gerettet. In gewisser Weise war es die Geburtsstunde von Cargo Human Care. John war all die Jahre mein Motivator und
für mich der lebende Beweis dafür, dass wir mit CHC für die Menschen in Kenia wirklich etwas positives bewirken können. Am 21. Dezember letzten Jahren hat sein Herz dann aber doch versagt und wir konnten trotz intensiver Bemühungen nichts mehr für ihn tun.
Cargo Human Care hatte vor kurzem erneut die Ehre, für die Aktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung „F.A.Z Leser helfen“ ausgewählt worden zu sein. Wie viel Geld kam zusammen und für was wird es verwendet?
Wir fühlen uns sehr geehrt, dass CHC nun zum zweiten Mal in diese wunderbare Spendenaktion hineingenommen wurde. Mit den Spendengeldern der Aktion im Jahr 2007 hatten wir das Waisenheim und unser Medical Centre gebaut. Als die FAZ nun 2014 erneut an uns herantrat und nachfragte, welches neue Projekt wir uns vorstellen könnten, war der
Bau eines Wohn- und Bildungszentrums für die Schulabgänger die logische Fortsetzung des einmal Begonnenen. Die Jugendlichen verlassen nach dem Schulabschluss sofort das Mothers‘ Mercy Home – das ist vom Träger des Heims, der Anglikanischen Kirche so gewollt. Wir möchten diese jungen Menschen bei der Vorbereitung auf ein eigenständiges
Leben aber weiter unterstützen. Mithilfe der großzügigen Spende ist das nun möglich. In diesem Jahr kam eine große Summe zusammen. Der Bau des neuen Heims hat vor wenigen Tagen begonnen, im November 2015 soll es bezugsfertig sein. Gerade rechtzeitig zum Schulabschluss des nächsten Jahrgangs. Der Tod von John Kaheni hat uns dazu inspiriert,
das neue Heim nach ihm zu benennen. Er war derjenige, durch den alles einmal begonnen hat. Die „John Kaheni Residence“ soll für uns alle ein Meilenstein in der Geschichte von Cargo Human Care sein und bleiben.
Was ist für die nächsten Monate noch geplant und wie können interessierte Cargo Lufthanseaten unterstützen?
Mit dem Geld haben wir für den Bau des Heims annähernd die Summe beisammen, die erforderlich ist. Aber es geht jetzt noch darum, das Haus mit der nötigen Einrichtung zu versehen. Wir suchen noch nach Sponsoren für die Einrichtung der Büroräume und der Küche. Auch wird noch Geld für Außenanlagen und beispielsweise einen Generator
gebraucht – Kenias Stromnetz ist alles andere als stabil. Neben diesem diesjährigen Schwerpunkt geht natürlich auch der normale Betrieb im Mothers‘ Mercy Home und im CHC Medical Centre weiter – all das will finanziert werden. Ich bin aber weiterhin optimistisch, dass wir mit der großartigen Hilfe vieler Cargo Lufthanseaten und auch externer Unterstützer das Projekt weiter erfolgreich nach vorne bringen können. Immerhin hat CHC mittlerweile mehr als 500 Mitglieder, deren Spenden einen erheblichen Beitrag zu den laufenden Kosten liefern. Durch ausschließlich ehrenamtliche Arbeit im Verein kann der Löwenanteil jedes Euros bei den Menschen in Afrika ankommen – lediglich 0,4 Prozent verwenden wir für die
Verwaltung.
Vielen Dank für das Gespräch