Aktueller Bericht zur Situation „unserer Kinder“ in Nairobi / Fokko Doyen
Ich komme gerade aus Nairobi zurück und möchte allen CHC-Freunden, die sich mit uns Sorgen um die Entwicklung in Kenia und hier insbesondere um die Kinder in „unseren Kinderdörfern“ machen einen kurzen Statusbericht geben.
Nachdem es zum Jahreswechsel nach der Wahl in Kenia enorme Unruhen im ganzen Land gab, wurde der Flugplan der Lufthansa Cargo umgestellt. Nairobi wurde zwar weiterhin angeflogen, aber die Crews stiegen nicht mehr in Nairobi aus, sondern in Kairo und Joburg. Seit dem letzten Wochenende übernachten unsere Crews jetzt wieder in NBO, allerdings vorerst nicht in der Innenstadt. Ich bin am Samstag mit der SWISS nach NBO geflogen und war dann am Sonntag kurz in Joburg. Am Montag konnte ich beide Kinderdörfer besuchen und um es gleich vorweg zu nehmen: es geht allen gut!
Die Lage in der Stadt, am Airport und vor allem in den beiden Wirkungsstätten der Cargo Human Care ist derzeit total normal. Ganz normales Verkehrschaos auf allen Straßen der Stadt und keine auffällige Polizei- und Militär-Präsenz. Die Kinder des MMH, die im Dezember alle bei ihren Verwandten waren, sollten eigentlich am 4.1. wieder ins Kinderdorf zurück kommen, da die Schule am 7.1. losgehen sollte. Beides wurde um eine Woche verschoben, in ganz Kenia blieben die Schulen eine Woche länger als geplant geschlossen – gute Idee! In den ersten Januartagen wäre es sicherlich nicht ratsam gewesen, die Kinder auf die Straßen zu schicken. Am letzten Wochenende waren dann auch fast alle Kinder wieder ins Mothers’ Mercy Home zurückgekehrt und besuchten am Montag wieder die Schule. Keinem Kind ist etwas passiert – alle wohlauf! Paula hat von ihren Besuchen im Dezember bei den Familien aller Kinder berichtet. Sie hat zusammen mit Charles nach und nach die Familien besucht (unangemeldet!), um zu sehen, wie die Kinder untergebracht und versorgt sind. Was sie dabei zum Teil erlebt und gesehen hat, können wir West-Euros uns gar nicht vorstellen. Manch eine Familie lebt nach ihrer Aussage unter Umständen, die auch sie allenfalls in afrikanischen Kuhställen erwartet hätte – nicht aber in den Räumen von Familien. Aber eins hat sie dann doch wieder beruhigt: alle Kinder bekommen „Love“ von ihren Familien (Paula’s Augen glänzen bei diesen Worten!). Einige Kinder, u.a. Eli, hätten gleich Anfang Dezember wieder versucht die Flucht anzutreten und wollten sich zu Fuß auf den Weg zurück zum Mothers’ Mercy Home machen. Die Begründungen in allen Fällen: es gibt nicht genug zu Essen! Eli war es nicht gewohnt, dass eine bescheidene Menge Essen gleichmäßig auf 7 Teller aufgeteilt wurde – und Steven wollte nicht bei seinen Verwandten bleiben: „they only gave me half a cup of tea in the morning!“ Dieses wurde allerdings von Paula nicht mehr akzeptiert, sie will, dass die Kinder sich an diese Umstände anpassen und bei den Familien bleiben, das kann ich verstehen. Wir werden uns jetzt Gedanken machen, ob wir nicht die betroffenen Familien für die Zeit der Ferien unterstützen. Das Konzept, dass die Kinder zumindest zeitweise in ihre Familien zurückkehren und so ein „normales“ Familienleben kennen lernen, find ich allemal unterstützenswert. Mit einem kleinen Lebensmittelpaket können wir hier sicherlich einiges bewegen. Paula ist übrigens nach wie vor optimistisch, dass der aufgestellte Zeitplan für unseren Neubau trotz aller Unruhen gehalten werden kann! Das würde bedeuten, dass Ende Februar mit dem Bau begonnen wird! Wir fassen einen Termin für eine kleine Grundsteinlegungs-Feier im April ins Auge und werden darüber berichten. 2008 wird spannend!!!
SOS: auch dort hat sich bisher Gott-sei-Dank alles ganz gut geregelt. Wir hatten hier mehr Sorge, da die Umgebung des SOS überwiegend aus Slums besteht und das SOS-Dorf ohnehin schon immer mal wieder ein Objekt der Begierde war. Aber alles gut. Die Leitung des SOS-Medical Centres unterstützt aber auch unsere Entscheidung, vorerst keine Ärzte aus Deutschland zu schicken. Wir hatten bereits zwei geplante Einsätze von Ärzten Ende Januar abgesagt. Für Februar gibt es derzeit noch keine Entscheidung. Sorge haben die Einheimischen, dass die für Mittwoch bis Freitag dieser Woche angekündigten Demonstrationen zu neuem Chaos führen. Aber es besteht andererseits auch begründete Hoffnung, dass es erst gar nicht dazu kommt – an Aufrufen namhafter Politiker und kenianischer Kirchenvertreter zur Zurückhaltung fehlt es jedenfalls nicht. Drücken wir alle die Daumen!
Wir werden uns bemühen, Sie auf dem Laufenden zu halten.
Herzlichst
Ihr Fokko Doyen