Gemeinsam mit Dr. Harald Begemann, Gynäkologe aus der Nähe von Hamburg, war ich vom 14.- 18.4.2013 in Nairobi. Für mich war dieser Einsatz schon der 15., für meinen Kollegen der Ersteinsatz.
Dabei denke ich gerne an den Herbst 2007 zurück, als unser ehemaliger ärztlicher Leiter, PD Dr. Sven Sievers, mich bei meinem ersten Einsatz einwies. Wahnsinn, was sich in der Zwischenzeit alles verändert hat! Die Waisenkinder, inzwischen 108 an der Zahl, leben nicht mehr in Wellblechhäusern, unsere Ambulanz entspricht europäischem Standard und gemeinsam mit unseren sechs angestellte Krankenschwestern betreuen wir monatlich über 2000 Patienten. Aktuell wird endlich eine neue Küche von CHC in Kooperation mit der anglikanischen Kirche im Mothers’ Mercy Home gebaut etc, etc…
Der Flug mit dem überaus freundlichen und hilfsbereiten Cpt. Jörg Degen und seinem ‚Co’, Herrn Hamberger, war sehr gut. Etwas früher als geplant landeten wir ‚butterweich’ in Nairobi. Zum Ärger von uns allen müssen wir weiterhin pro Arzt ein Touristenvisum für 40 € pro Einsatz lösen – das scheint der Preis dafür zu sein, der kenianischen Bevölkerung helfen zu dürfen!?
Gemeinsam mit den Piloten fuhren wir bei schönem Wetter zu deren Hotel und dann weiter in unsere neue Bleibe, dem ‚Loresho-House’, einem sehr schönem ‚Bed&Breakfast’ in den Westlands von Nairobi. Das Viertel macht einen sehr sicheren Eindruck, die Zimmer und Betreuung durch zwei kenianische Schwestern sind sehr angenehm. Eine der beiden spricht perfekt deutsch, da sie mit einem Deutschen verheiratet ist und in Berlin gelebt und studiert hat.
Am Montag ging’s dann früh zum Dienst. Durch den bekannten ‚traffic jam’ in Kenias Hauptstadt dauerte die Fahrt ca. 45 Minuten. Nach großem ‚Hallo’ nahmen wir unsere Arbeit auf. Es warteten bereits sehr viele Patienten und es sollte ein langer Tag werden.
Die Zusammenarbeit mit den Nurses war wieder sehr gut, Stimmung untereinander bestens. Die Mittagspause verschob sich wegen des hohen Patientenaufkommens immer weiter in den frühen Nachmittag, was Harald und mich jedoch nicht störte. Ein schwerkrankes, massiv untergewichtiges 2,5 Jahre altes Kind mit einem Gewicht von 6,3 kg (15 kg entspräche einem normalgewichtigen Kind dieses Alters bei uns) und einer Lungenentzündung musste ich stationär ins Nazareth-Krankenhaus einweisen – es war in einem sehr schlechten Zustand.
Der zweite Tag in unserem Medical Center in Kianjogu begann mit stundenlangem Stromausfall; diese sind gerade in der momentanen Regenzeit leider nicht selten und Cargo Human Care ist dabei, eine Lösung dieses Problems zu finden.
Auch an diesem Tag sahen wir wieder teilweise schwerstkranke Patienten, die dringender stationärer Behandlung bedurften. Für einen 7 Monate alten Säugling, der durch einen Magen-Darm-Infekt, eingetrübt war, mussten wir sogar unseren Taxifahrer rufen. Dieser transportierte das inzwischen stabilisierte Baby incl. Infusion und Mutter ins Nazareth-Krankenhaus(s. Bild). Auch bei dieser Erstversorgung zeigte sich wieder die hohe Kompetenz unseres Teams!
Bevor wir am Mittwoch dann ‚Feierabend’ machten und uns auf den Heimflug vorbereiteten, sind Harald Begemann und ich noch ins Waisenhaus ‚The Nest’ zur Visite gefahren. Die 18 Säuglinge und Kleinkinder waren, bis auf 1-2 Ausnahmen, in besten Zustand. Manchmal beschäftigt einen die Vorgeschichte der Kinder viel mehr als der wunde Po oder die Bronchitis oder der durchfällige Stuhl……- egal wie oft ich jetzt schon in Nairobi war.
Die Piloten brachten uns wieder gesund zurück, und dass ich mich jetzt schon wieder auf meinen nächsten Einsatz im September freue, zeigt mir, dass ich mein Engagement für den richtigen Verein einbringe.
Dr. Matthias Gründler, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin