Annette Olker
Thema der Buchworkshop-Woche war „Reise in die Welt der Gefühle“ und wer eine Reise tut, braucht seine Füße. Ganz nach dem Motto des Philosophen Laotse „Wer eine Reise von 1000 Meilen macht, beginnt mit einem einzelnen Schritt“ untersuchten wir am ersten Workshop-Tag unsere Füße bzw. Fußsohlen und staunen über die „Landkarten“, die dort zu sehen war. Sollte das der Weg sein, den wir gehen? Aber was kann man außer Gehen noch mit den Füßen machen? Malen! Was für ein wunderbares Gefühl mit den Füßen in die Farbe einzutauchen und Spuren auf dem Papier zu hinterlassen. Aus dem getrockneten Papier bastelten die Kinder ihr erstes Buch.
Das Buch „Der Seelenvogel“ von Michael Snunit gab genügend Anregungen, um sich über die Vielfalt der Gefühle bewusst zu werden. Es wurde darüber gesprochen, wo man die Gefühle spürt, dass es angenehme und nicht so angenehme Gefühle gibt und alle Gefühle wichtig sind. In einem eigenen Gefühlbuch drückten die Kinder auf abstrakte Weise die vier Basisemotionen Wut, Trauer, Angst und Freude aus. Um zu verdeutlichen, dass Gefühle im ganzen Körper zu spüren sind, malten die Kinder auf große Papierbahnen gegenseitig die Umrisse ihrer Körper. Es sorgte für viel Lachen, den eigenen Umriss so auf Papier gemalt zu sehen. Die Kinder machten sich nun mit Feuereifer daran, ihre „Umriss-Körper“ mit ihrer Gefühlswelt farbig zu gestalten. Es wurde überlegt, wo welches Gefühl zu spüren ist, welche Farbe das Gefühl am besten widerspiegelt und welche speziellen Momente es gab, an denen man ein Gefühl besonders stark gespürt hat.
Die Lektüre von „Angry Arthur“ von Satoshi Kitamura machte deutlich, dass sich Wut wie ein riesiges Unwetter anfühlen kann. Für ein eigenes Wut-Buch durften die Kinder erstmal ein Blatt Papier „wütend zerknüllen“ – zuerst verdutzt, aber dann mit zunehmender Begeisterung wurde das Blatt zusammengeknüllt und anschließend wieder auseinandergefaltet in etwas Schönes verwandelt. In das Buch malten die Kinder dann das eigene Wutgesicht – dabei wurde in die verteilten Spiegel immer wieder geschaut. Es war gar nicht so einfach, beim Blick in den Spiegel ernst und wütend zu bleiben, aber es galt, jede Zornesfalte darzustellen. Es sind wahre Meisterwerke von Wutgesichtern entstanden.
Um mit dem Gefühl Angst umzugehen, schrieben die Kinder in ein selbstgemaltes Herz drei Sachen über sich, auf die sie besonders stolz sind. Diese „proud hearts“ – wie wir sie nannten – sind Mutmacher, wenn man sich mal in einer Angst machenden Situation befindet. Angeregt durch die Fabel „Piccolino“ von Petra Probst gestalteten die Kinder “a la Picasso“ Monstergesichter mit beweglichem Maul, die gleich alles, was Angst macht, auffressen. Fertig war das Angstfresser-Buch.
Glück erlebten die Kinder beim Hören von fröhlicher Musik und stellten ihr Glücksgefühl tanzend und gleichzeitig malend mit leichten und beschwingten Pinselstrichen auf einer großen Papierbahn dar. Diese wurde die Kulisse für das Theaterstück „Der Regenbogenfisch“ nach der Geschichte von Manfred Pfister, das zum Abschluss der Workshop-Woche aufgeführt werden sollte. Nun hieß es, Masken basteln und das Theaterstück einstudieren.
Am Abschlusstag war dann die Aufregung groß, als es in der common hall des MMH hieß „Vorhang auf“. Aber gestärkt im Bewusstsein der eigenen Gefühle zeigten die Kinder ihr Können und verließen unter großem Applaus überglücklich die Bühne.
Eine anregende, bewegende und gefühlsbetonte Buchworkshop-Woche ging zu Ende, während der wir uns alle – Schritt für Schritt – auf die Reise in die Welt der Gefühle gemacht haben.
Asante sana, liebe MMH-Kinder, für die wunderbare Woche voller Gefühle mit euch!