Der erst Schritt ist gemacht – das Bohrloch für einen Tiefbrunnen ist fertiggestellt
Gerhard Meyke hat das neueste Projekt von CHC „Wasser ist Leben“ angestoßen und auf den Weg gebracht.
Wir treffen die Mitarbeiter von PACIDA Amina, Wario und Patrick sowie Jürgen Prieske, dem Vertreter von Caritas international, an einer Tankstelle in Marsabit. PACIDA ist eine lokale NGO, die in Zusammenarbeit mit Caritas International und CHC das Wasserprojekt in Bubisa koordiniert. Anlass für das Engagement von CHC ist, dass die Wasserversorgung der Bevölkerung von Bubisa gefährdet ist, weil nur noch ein Tiefbrunnen in Betrieb ist. Auf einer gut ausgebauten Straße fahren Richtung Norden durch eine Vulkanlandschaft mit wüstenartigem Charakter in das 1000 Meter tiefer gelegene Bubisa. Vom Auto sieht man vereinzelt kleine Dörfer mit selbst gebauten Hütten. Am Straßenrand laufen Kamelherden herum. Wir sind im Land der Gabra, einem Nomadenvolk, das im Norden Kenias lebt. Kamele, Schafe und Ziegen können in dieser kargen Landschaft der Chalbi Wüste überleben und stellen die Grundversorgung der Bevölkerung sicher. Traditionell leben die Gabra in Gemeinschaften von 75 Personen und wandern mit ihren Herden auf der Suche nach Nahrung umher. Die Männer kümmern sich um die Viehzucht, während die Frauen für den Aufbau der Hütten, Ernährung, sowie Versorgung und Erziehung der Kinder verantwortlich sind. In den Gegenden, wo eine regelmäßige Versorgung mit Wasser sichergestellt ist, wie in Bubisa, sind die Gabra sesshaft geworden.
Je tiefer wir kommen, je stärker nimmt die Hitze zu. Die Tagestemperaturen können bis 42 Grad im wenig vorhandenem Schatten erreichen. Vor Bubisa halten wir an einer kleinen Wasserpfanne, die von einer Frauenkooperative gebaut wurde. Da es vor kurzem geregnet hatte, ist noch genügend Wasser in dem Wasserreservoir. Das Wasser sollte für die nächsten 14 Tage ausreichen, wenn es nicht erneut regnet. Das Wasser dient für die Familien als Trinkwasser, aber auch zum Waschen der Wäsche, die in den Sträuchern zum Trocken aufgehängt ist. Gleichzeitig kommen Tiere zum Trinken. Die Frauen bevorzugen das Wasser aus der Wasserpfanne, weil es im Gegensatz zum Wasser aus dem Brunnen nicht salzhaltig ist. Da das Wasser durch Tiere verunreinigt wird, muss das Wasser entsprechend aufbereitet werden, damit es als Trinkwasser genutzt werden kann. Amina erklärt uns, dass sie die Frauen schult, wie sie keimfreies Trinkwasser für ihre Familien herstellen können. Eine mongoloide junge Frau, die sich von einer Gruppe Frauen gelöst hat, begrüßt uns freundlich.
Wir fahren weiter nach Bubisa. Die Bevölkerung von Bubisa umfasst ca. 2.000 Familien mit insgesamt 11.000 Einwohner. Die Wasserversorgung des Ortes erfolgt neben der beschriebenen Wasserpfanne durcheinem einzig noch funktionierenden Brunnen. Ein weiteres Bohrloch ist in den letzten Monaten versandet. Das Wasser wird aus 200 m Tiefe hochgepumpt.
In dem flächenmäßig großen Dorf gibt es fünf Wasserkioske, die von dem einzig bestehenden Bohrloch mit Wasser versorgt werden. PACIDA hat zusammen mit der Bevölkerung das Projekt der Wasserkioske aufgebaut und unterstützt diese im Umgang mit den Wasserkiosken. Am Wasserkiosk können die Familien Wasser kaufen. 20 l Wasser kosten derzeit fünf kenianische Schilling. Die Bezahlung läuft über ein Chipsystem, die mit Geld aufgeladen werden. Der Betrag wird nach der Wasserentnahme sofort abgebucht. Ziel ist es, so sparsam wie möglich mit Wasser umzugehen, damit kein Wasser verschwendet wird. Die Kapazität des letzten Bohrloches ist jedoch nicht mehr ausreichend, um den Wasserbedarf von 7,5 l pro Tag pro Person sicherzustellen. Darüber hinaus ist das Wasser aufgrund eines hohen Nitrat- und Salzgehaltes nur bedingt als Trinkwasser geeignet.
Der neue, von CHC finanzierte Tiefbrunnen ist 320 m tief und hat nach Inbetriebnahme eine Fördermenge von ca. 15.000 l/h. Nach einer aktuellen Wasseranalyse hat das Wasser ebenfalls einen erhöhten Salz- und Nitratgehalt.
Wir besichtigen das neue Bohrloch und treffen uns anschließend mit Verantwortlichen des Ortes. Der Versammlungsort befindet sich unter einigen schattenspendenden Bäumen. Begrüßt werden wir durch ein Gebet in Form eines Tanzes und Gesanges, an dem sich Frauen und Männer gemeinsam beteiligen. Für die Wasungu (Weiße) sind Stühle aufgebaut, während die Einheimischen getrennt nach Frauen und Männer auf dem Boden sitzen. Amina moderiert die Versammlung. Die Dorfältesten und die Frauen bedanken sich bei PACIA, Caritas und uns für die Unterstützung. Die Mitarbeiter von PACIDA werden von den Bewohnern des Ortes sehr geschätzt, weil sie die Familien beraten und unterstützen. In der Diskussion kommt zum Ausdruck, dass die Bevölkerung große Hoffnung in den Bau einer Entsalzungsanlage setzt, damit sich die Wasserqualität verbessert. Die Frauen betonen die Bedeutung von guter Wasserqualität für Ihre Familien. Hierbei geht es um die Reduktion des Nitratgehaltes, der für die Entwicklung des in dieser Region häufig vorkommenden Speiseröhrenkrebs verantwortlich gemacht wird, an dem auch junge Menschen sterben.
Vor dem Weiterflug in die Massai Mara treffen wir uns noch einmal mit den Mitarbeitern von PACIDA und besprechen das weitere Vorgehen. Bei der Erörterung wird deutlich, dass die angedachte Entsalzungsanlage noch „Neuland“ für alle Beteiligten ist. Das bedeutet, dass die nächsten Schritte sorgfältig geplant werden müssen, um die Kosten und Folgekosten des Projektes zu erfassen. Ziel ist es, dass die Bevölkerung gutes Trinkwasser bekommt, und dass die Wasserversorgung von ihnen übernommen wird, um die Kosten für den Unterhalt der Entsalzungsanlage zu decken. Die Mitarbeiter von PACIDA haben durch die Wasserkioske, die seit 2016 erfolgreich von den Einwohnern betrieben werden, gute Voraussetzungen geschaffen, um eine Entsalzungsanlage mit der Bevölkerung zu betreiben.
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