Norbert Wehrkamp unterstützt den CHC-Vereinsvorstand beim Thema Finanzen. Jetzt war er im März zusammen mit Fokko Doyen und Gerhard Meyke erstmals in den CHC-Projekten in Kenia unterwegs.
Seine Eindrücke hat es in Wort und Bild für uns festgehalten. Lesen Sie hier ein kurzes Interview und sein Reisetagebuch.
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Interview mit Norbert Wehrkamp
Norbert Wehrkamp ist Cargo Human Care seit vielen Jahren verbunden. Seine Frau Ruth kümmert sich schon über zehn Jahre um die Organisation der medizinischen Einsätze und er unterstützt als gelernter Bankkaufmann nun seit anderthalb Jahren bei den Finanzen von CHC. Im März war er zum ersten Mal für Cargo Human Care in Kenia, um sich vor Ort ein Bild von den Projekten zu machen.
Norbert, du bist gerade aus Kenia zurück. Wie sind deine Eindrücke?
– Norbert Wehrkamp: Diese Reise wird mir besonders in Erinnerung bleiben. Ich habe in diesem Land so viele fröhliche und zufriedene Menschen getroffen – trotz der teilweise schwierigen Bedingungen vor Ort. Das ist schon besonders: Viele Menschen mit Dankbarkeit in den Augen und einem Lächeln auf dem Gesicht. Das werde ich nie vergessen.
Du kennst CHC seit über zehn Jahren, du warst aber jetzt zum ersten Mal vor Ort. Wie ist dein Eindruck von den Projekten?
– Norbert Wehrkamp: Ich hatte das große Glück, mir alle Projekte von Cargo Human Care anschauen zu dürfen. Alles ist großartig organisiert und die Zusammenarbeit mit der Anglikanischen Kirche funktioniert meistens sehr gut. Es ist für den Erfolg der Projekte sicher auch hilfreich, dass CHC regelmäßig vor Ort ist und aktiv mitarbeitet, aber auch Aktivität von den kenianischen Partnern einfordert.
Du hast deine Eindrücke in einem Reisetagebuch festgehalten, das nun auf der CHC-Homepage veröffentlicht wurde.
– Norbert Wehrkamp: Genau! Ich fotografiere sehr gerne und mir war es wichtig, meine Erlebnisse für mich aufzuschreiben. Fokko Doyen kam dann auf die Idee, dieses Reisetagebuch mit einigen Bildern zu veröffentlichen. So bekommt man einen kleinen Eindruck, was Cargo Human Care in Kenia macht – und wieviel Arbeit und Leidenschaft darin steckt.
Wenn Sie den Text von Norbert Wehrkamp lesen möchten, finden Sie ihn unterhalb, hier auf dieser Seite.
Anfang März haben Fokko Doyen, Gerhard Meyke und Norbert Wehrkamp in einer einwöchigen Reise sämtliche CHC-Projekte in Kenia besucht. Für Norbert Wehrkamp war es der erste Kenia-Einsatz und er hat seine Eindrücke in einem interessanten Reisebericht festgehalten. Lesen Sie hier sein Reisetagebuch.
Sonntag, 12.3.2023
Start in Frankfurt mit etwas Verspätung um 11:45 Uhr. Die Probleme beim versuchten Online-Check-In hatte ich offenbar nicht alleine, wie aus Gesprächen am Counter zu erfahren war. Von den beiden mitfliegenden Ärzten kann einer nicht mitgenommen werden, weil das nicht ausgedruckte Visum auf seinem Mobiltelefon seitens Lufthansa nicht anerkannt wird. Sehr ärgerlich.
Angenehmer und ruhiger Flug. Ich habe sehr interessante Gespräche mit meinem Sitznachbarn, einem Kenianer aus der Nähe von Nairobi, der gerade von der Tourismus-Messe in Berlin kommt und ganz begeistert von Berlin und deutscher Geschichte ist. Wir tauschen die Emailadressen aus und wollen in Kontakt bleiben.
Nach der späten Ankunft treffe ich meinen Mitreisenden Gerhard Meyke wieder und lerne den Kinderarzt Volkmar Reschke kennen. Wir werden von Martin, unserem Fahrer, abgeholt und zu unserer Unterkunft, dem Shanema Home Gästehaus gebracht. Wenig Verkehr in Nairobi und warme Luft, die sich spätsommerlich anfühlt. Im Shanema wartet ein erfrischendes, kühles Tusker Lager auf uns. Gegen 01:00 Ortszeit ins Bett.
Montag, 13.3.23
Heute startet unsere Fahrt nach Marsabit nach einem kurzen Frühstück um ca. 08:00 Uhr. Unser Fahrer heißt Benjamin und steht mit seinem Toyota-Combi vor dem Shanema. Zunächst holen wir Fokko Doyen ab, der in einem anderen Hotel ganz in unserer Nähe abgestiegen ist. Zwei Nähmaschinen werden noch in den Kofferraum geladen und dann geht es los. Wir werden rund 9 Stunden unterwegs sein.
In Nairobi herrscht dichter Verkehr, auf der Gegenfahrbahn der Hauptausfallstraße sieht es aus wie ein endloser Stau. Die Luft ist diesig vor Abgasen und das Atmen in diesem Verkehr ist unangenehm. Es ist aber nicht verwunderlich, wenn man sieht, welche Uraltvehikel hier unterwegs sind. Ich werde mich nicht mehr über die Verkehrslage in Frankfurt beschweren… Bald lerne ich, dass an dem Spruch „The car in front of you is always a Toyota“ etwas dran ist. Fast alle Autos hier kommen aus Japan.
Neben den vielen PKW sind vor allem Kleinbusse, Matatus, hier unterwegs, die in der Regel kunterbunt bemalt sind, völlig überladen sind und schon -zig Mal repariert wurden. Neben den noch kleineren Tuc-Tucs – alles abenteuerlich gestaltete italienische Apes – und etlichen Uralt-Bussen bilden sie das Rückgrat des Personennah- und -fernverkehrs. Straßenbahnen, U-Bahnen oder andere schienengebundene Fahrzeuge zur Personenbeförderung gibt es hier nicht. Der fließende Verkehr wird immer wieder unterbrochen durch Schweller auf der Fahrbahn, die teilweise so hoch sind, dass Benjamin immer wieder das Fahrzeug fast bis zum Stillstand abbremsen muss. Diese „Bumper“ gibt es aber nicht nur Nairobi, sondern überall in Kenia, auch an winzigen Orten, wo nur wenige Menschen an der Fernstraße wohnen. Ich habe sie nicht gezählt, aber zwischen dem Shanema und unserem Hotel in Marsabit muss es mindestens eine vierstellige Anzahl sein.
Nachdem wir die Metropole Nairobi verlassen haben wird der Verkehr weniger dicht und wir kommen durch eine hügelige Landschaft, die noch sehr grün ist. Wir passieren viele kleine Orte mit Unmengen winziger, sehr bunt angemalter Lädchen, in denen buchstäblich alles verkauft wird, was die Menschen hier benötigen. Auch an den Straßen werden alle möglichen Waren angeboten, die häufig auch an Ort und Stelle produziert wurden. Man sieht sehr viele Stände, an denen Obst und Gemüse angeboten wird und oft stehen neue Möbel im Angebot, am makabersten aber war ein großes Angebot an Särgen in allen Farben und Formen. In der Nähe von Nanyuki machen wir eine Mittagspause in Barney’s Bar, einem sehr ansprechenden Restaurant an dem kleinen Airfield von Nanyuki. Bald danach erreichen wir den Äquator, wo wir unbedingt für einen Fotostopp anhalten müssen.

Ab Nanyuki beginnt die Landschaft sich zu verändern: Wir fahren durch eine sehr trockene, weite Ebene, an deren Rand man hohe Berge sieht. Das Grün der Bäume und Büsche wird immer blasser, die Gegend wirkt sandiger und ausgetrocknet. Wir sehen jetzt immer öfter Hirten mit ihren Herden an der Straße entlangziehen oder abseits der Straße beim Grasen der Tiere. Sind es zunächst vorwiegend Rinder und Schafe, sehen wir etwas später etliche Esel, viele Ziegen und irgendwann die ersten Kamele. Rinder kaum noch. All diese Tiere sehen sehr mager aus. Auf dem Weg weiter in Richtung Norden kommen wir bald an den ersten Checkpoint unserer Tour. Bewaffnete Polizisten oder Militärs haben gelb lackierte Nagelsperren auf die Fahrbahn gelegt und jedes Fahrzeug muss anhalten. Es wird nach dem Woher und dem Ziel der Fahrt gefragt, dann wird die Nagelsperre entfernt und wir dürfen passieren. Es bleibt nicht bei dieser einen Sperre, viele weitere werden bis zu unserem Ziel folgen und manchmal werden auch unsere Pässe kontrolliert. Aber stets werden wir höflich behandelt.
In Laisamis machen wir einen weiteren Zwischenstopp. Hier gibt es ein kleines katholisches Hospital, in dem in Kürze ein Medical Camp mit Unterstützung einiger unserer Ärzte stattfinden soll. Wir wollten uns vorher einmal ansehen, wie die Bedingungen hier sind. Das Hospital hatte vor einiger Zeit bereits schon mal der umliegenden Bevölkerung ein solches Camp angeboten und mit ca. 100 Patienten gerechnet und wurde völlig überrannt: 800 Menschen kamen. Das soll jetzt beim kommenden Termin besser klappen. Wir lassen uns die Räumlichkeiten zeigen und Fokko bietet an, dass man bis zu unserer Rückreise in 3 Tagen überlegen soll, was noch benötigt wird und von unserer Organisation zur Verfügung gestellt werden könnte.

Weiter geht unsere Fahrt und inzwischen ist die Savanne einer Halbwüste gewichen. Steine und Sand dominieren das Landschaftsbild, durch das sich die gut ausgebaute A2 zieht, auf der wir immer weiter in nördlicher Richtung kommen. Die Landschaft ist hier sehr dünn besiedelt, nur sehr wenige Fahrzeuge sind noch unterwegs, gelegentlich sieht man kleine Hütten und Häuschen, ab und zu stehen ein paar Hirtenjungen mit ihren Ziegen oder Kamelen herum und winken uns zu. Kurz vor dem Einbruch der Dunkelheit erreichen wir unser Hotel in Marsabit, wo wir nach einem gemeinsamen Abendessen bald in unseren Zimmern verschwinden.
Dienstag, 14.3.2023
Am frühen Morgen beginnt unsere Fahrt nach Bubisa, etwa 50 km weiter nördlich. Gleich hinter Marsabit, das auf einem Berg liegt und morgens häufig etwas Regen oder Nebel bekommt, beginnt eine steinige und sandige Wüstenlandschaft: überall Sand und Staub, Felsen und verdorrte Büsche. Auch hier gibt es Checkpoints von bewaffneten Militärs und trotz der hier herrschenden Trockenheit gibt es Leben: Erst sehen wir einen Strauß und kurz danach eine Pavianhorde. Und bald sehen wir die ersten verstreut liegenden und sehr armselig wirkenden Hütten. Im Ort Bubisa Armut, soweit das Auge reicht. Hier hat es seit 4 Jahren nicht mehr geregnet! Umso wichtiger ist unser Wasserprojekt, das wir hier betreiben und das das Ziel unseres heutigen Besuches ist. Als wir unsere umzäunte Wasserstation erreichen, finden wir hier sehr viele Besucher von USAid vor, einer amerikanischen Hilfsorganisation, die nicht weit entfernt ebenfalls einen Tiefbrunnen gebaut hat, wo wie bei uns salziges Wasser gefördert wird. Allerdings hat USAid keine Entsalzungsanlage, wie wir sie haben. Diese zu besichtigen ist das Ziel der sehr großen Gruppe, die sich bei unserer Ankunft hier aufhält. Die Sonne ist schon etwas am Himmel aufgestiegen und es weht ein kräftiger Wind, aber es ist noch angenehm warm. Das Erste, was Fokko und Gerhard unmittelbar auffällt, ist, dass das Abkühlbecken für das mit 45° Temperatur aus über 300 Metern Tiefe hochgepumpte salzige Wasser fast leer ist. Wir hatten ein bis oben gefülltes Becken erwartet. Es begannen lange Diskussionen mit den hier tätigen Wasserbauingenieuren, die uns erklärten, dass die Pumpen mit weiter aufsteigender Sonne mehr Energie von unseren Sonnenkollektoren bekämen und dann deutlich mehr Wasser.

Solarpaneele für die Pumpen, das mit grauen Folien abgedeckte Wasserbecken und einer von zwei Hochtanks, aus denen das Leitungsnetz befüllt wird hochgepumpt würde und dass das genügen würde, um die erforderliche Trinkwassermenge zu produzieren, die in die beiden Hochtanks gepumpt wird und von dort über Rohrleitungen an die Verkaufsstellen fließt.
Im Laufe des Tages konnten wir uns davon überzeugen, dass das stimmte. Es bestätigte sich auch, dass das Konzept mit der Abkühlung im Becken und anschließenden Entsalzung des gekühlten Wassers gut funktioniert.
Dann allerdings gab es wirklich endlose Diskussionen um den auffälligen Unterschied zwischen produziertem Trinkwasser und die durch Einnahmen belegten Verkaufsmengen an Wasser. Wir hörten jede Menge an Erklärungen und Informationen, am Ende bleib es aber bei einem Riesenloch zwischen produziertem Wasser und verkauftem Wasser.

Da versickert etwas, nämlich viel Geld neben etwas Wasser. Fokko, Vorstandsvorsitzender von CHC, hat dem örtlichen Wasserkomitee sehr deutlich gemacht, dass sie dort unbedingt komplett zum unbaren Bezahlen kommen müssen, um den Schwund zu stoppen.
Frustrierend für Fokko und Gerhard war, dass seit ihrem letzten Besuch hier eine Tafel aufgestellt wurde, wonach das Projekt von USAid finanziert sei, was nicht stimmt, sondern CHC hat den Großteil der Kosten getragen.
Es war superinteressant für mich, diesen Gesprächen zu folgen, alles selbst in Augenschein nehmen zu können und die örtlichen Rahmenbedingungen kennenzulernen. Es war den ganzen Tag sehr warm und sehr windig und ich war dann froh, als wir gegen 15:30 wieder im Hotel waren und ich erst einmal zwei Stunden Schlaf nachholen konnte.
Mittwoch, 15.3.23
Heute war wieder ein spannender und anstrengender Tag. Am Morgen sind wir früh bei Nieselregen nach Karare gefahren, wo CHC eine Schule finanziert, die „Wings Academy“, die heute 10-jähriges Bestehen feiern konnte. Auf dem Weg dahin wieder schwer bewaffnete Checkpoints. Dort angekommen hatte die Veranstaltung noch nicht begonnen, doch Massen von schwarzen Kindern in roten Pullovern wuselten schon herum. Alle wollten Gerhard, Fokko und mich anfassen, vor allem die kleinen Vorschulkinder, die ganz fasziniert unsere weißen Hände anschauten und anfassten.
248 Kinder gehen hier mittlerweile zur Schule, am Anfang waren es 35. Uns wurde alles gezeigt: die Klassenräume, der Speisesaal, die Schlafräume der Kinder, die hier auch wohnen, die Duschen (gibt dummerweise kein Wasser), und das Verwaltungsgebäude. Dort konnten wir als Ehrengäste zusammen mit dem Bischof speisen, ehe alles begann. Die Kinder hatten viele Tänze einstudiert, bei denen dann auch alle mitmachten. Langsam trudelten auch Unmengen an Eltern ein, die an der ganzen Zeremonie teilnahmen. Auch die Frauen mit ihrem traditionellen Kopfschmuck und ihren bunten Kleidern führten Tänze auf und nahmen die Gäste in ihre Mitte. Eine Lehrerin hatte mit ihren Schülern eine Modenschau vorbereitet, die von den kindlichen Models mit Begeisterung vorgestellt wurde.

Dann folgte ein Gebet und danach eine ganze Anzahl an Reden. Am Schluss erfuhren die Eltern, dass es für alle eine warme Mahlzeit geben würde und dass für jede Familie ein Lebensmittelpaket ausgegeben würde. Da war der Jubel groß, denn hier sind viele Menschen von Lebensmittelspenden abhängig, weil es sich um Hirtenvölker handelt, die bisher durch die endlose Trockenheit bereits 80% ihres Viehbestands verloren haben.

Den Nachmittag verbrachten wir beim Bischof, mit dem wir zunächst zu Mittag aßen und anschließend dann über 2 Stunden über diverse Themen rund um die Wings Academy und die geplanten Erweiterungsbauten verhandelten. Es ist vorgesehen, eine zusätzliche Secondary School für Mädchen an der Wings Academy zu errichten. Am Ende waren wir alle ganz schön kaputt.
Donnerstag, 16.3.23
Heute ging es den ganzen Tag zurück nach Nairobi. Um 08:00 war Start in Marsabit. Unser erster Zwischenhalt war noch einmal bei dem katholischen Hospital in Laisamis, wo wir den Leiter der Station kennenlernten und in einem kurzen Meeting noch einige Punkte zu dem bevorstehenden Medical Camp klärten. Auch ließen wir uns die Geräteausstattung der Zahnabteilung und die Gästezimmer für die hier einzusetzenden Ärzte zeigen.

Dann ging es weiter über Isiolo nach Nanyuki, wo wir erneut den Äquator passierten und noch einmal in Barney‘s Bar unsere Mittagspause verbrachten. Auf dem Weg dahin waren wir wieder durch die karge nordkenianische Landschaft gefahren und hatten trotz der Dürre etliche Wildtiere an der Straße gesehen.
Neben mehreren Pavianhorden kreuzte auch eine große Gruppe Strauße unseren Weg. Am Abend war mein Popo dann richtig platt.
Sorry, dass ich das so deutlich sage, aber wir haben vom Start in Marsabit bis zur Ankunft im Hotel Shanema in Nairobi nur gesessen. Ca. 9 Stunden im Auto, den Rest im katholischen Krankenhaus oder im Restaurant. Die Reise war anstrengend, auch wenn die ganze Last Katholisches Hospital Laisamis auf unserem supercoolen Fahrer Benjamin lag.
Wir hatten unterwegs 8 (!) Kontrollen von schwer bewaffneten Militärpolizeieinheiten, davon eine, bei der wir alle aussteigen mussten und das Gepäck kontrolliert wurde. Die Soldaten waren zwar stets sehr freundlich und uns gegenüber aufgeschlossen („are you from Germany? Do you know Bayern Munchen?“ Antwort von Fokko: „Bayern is not Germany“), aber so viele Kontrollen nerven. Und diese vielen Schwellen in der ansonsten tollen Fahrbahn nerven halt. Bei der Ankunft trafen wir zwei weitere Leute von CHC und abends waren wir alle zusammen bei „Nico“, einem sehr guten italienischen Restaurant im Village Market, einem superchicen Shoppingcenter in der Nähe unserer Unterkunft.
Freitag, 17.3.23
Heute hatten wir mehrere Besuche in Nairobi auf dem Programm und da die Stadt so riesig ist und hier Unmengen an Autos unterwegs sind, dauerten allein die Fahrten zu den einzelnen Orten recht lange. Doch als erstes gingen wir zusammen in ein Einkaufszentrum, wo wir ein sehr leckeres Frühstück zu uns nahmen. Dann fuhr uns Benjamin nach Kabiria, einem großen Slum, wo wir das „Happy Child Education Centre“ besuchten, eine Schule mit 237 Kindern, die CHC gemeinsam mit der Anglikanischen Kirche betreibt.

Die Verhandlungen dort waren so zäh, dass wir zwei statt der geplanten einen Stunde dort verbringen mussten. Nachdrücklich machten Fokko und Gerhard deutlich, dass eine Obergrenze von maximal 200 Schülern vereinbart war, worüber man sich hier einfach hinweggesetzt hat. Auch die seitens CHC beauftragten baulichen Maßnahmen für eine Nottreppe waren sehr praxisfremd umgesetzt worden. In einem in Leichtbauweise errichteten Gebäude sind in zwei Etagen je ein Klassenzimmer untergebracht und für das obige war ein Notausgang mit einer Nottreppe gefordert worden. Deren bauliche Umsetzung ist so haarsträubend ausgeführt, dass im Falle eines Brandes diese eher zu einer Fluchtbehinderung führen würde.

Im Anschluss an diesen Besuch ging es weiter zum Garden of Siloam, einer von einer japanischen Kinderärztin ins Leben gerufenen Einrichtung für körperlich oder geistig behinderte Kinder (die einzige in Kenia!!!), die sehr stark aus Japan unterstützt wird und natürlich auch von CHC. Dort wurde uns alles gezeigt und im Vergleich zu den anderen Einrichtungen, die ich hier bisher kennen lernen durfte, ist alles hier in einem Top-Zustand. Bewundernswert die Energie und Begeisterung, mit der Dr. Kazuko Koumon und ihr Team das machen!
Von dort aus fuhren wir in unser Mothers‘ Mercy Home, wo mir Gerhard alles ganz genau zeigte und ich ganz viele nette und liebe Menschen traf und viele glückliche Kinder sah. Auch wenn meine Frau hier vor ein paar Jahren bereits zu Besuch war und mir alles genau geschildert hatte, konnte ich mir nun selbst einen Eindruck von den Räumen der Kinder, dem Spielplatz, der Küche, den Stallungen und den Gemeinschaftsräumen verschaffen, was mich alles sehr beeindruckte. Im angeschlossenen Medical Centre war noch reichlich Betrieb, so dass ich mir heute hier nur einen kurzen Überblick verschaffen konnte. Hier war am Vormittag ein kleiner Junge auf die Welt gekommen, die zweite Geburt seit Bestehen des Medical Centres.

Nach Gerhards Führung lernte ich endlich Rose kennen, die vor Ort für das Accounting zuständig ist und mit der ich seit 1 ½ Jahren aus der Ferne zusammenarbeite. Wir hatten einiges zu besprechen, dann ging es in die nächste Besprechung mit dem Heimleiter und danach im völlig verrückten Feierabendverkehr zurück ins Hotel.


Zum Abendessen trafen wir uns heute mit den gestern angereisten Cargo Bulls, die morgen hier an der Deutschen Schule an einem Fußballturnier teilnehmen werden. Viele interessante Leute kennengelernt, die die CHC-Arbeit sehr schätzen und viele interessante Gespräche geführt. Das Verrückteste, das ich heute gesehen habe, war ein Riesenplakat, ich schätze 10 x 15 Meter, wo für Arsch-Implantate geworben wurde: „Get your Brazilian butt“
Samstag, 18.3.2023
Der heutige Tag hatte es wieder in sich, denn schon am Morgen merkte man, dass es heute heiß werden würde. Um 09:00 trafen wir uns im Art-Café mit Steve, einem potenziellen künftigen Mitarbeiter als Accountant zu einem Frühstücksgespräch, dann ging es weiter in die John-Kaheni-Residenz, wo junge Erwachsene auf ein selbständiges Leben vorbereitet werden, die alle hier wohnen. Brian, ein 19-jähriger Bewohner, „the Governor“, wurde beauftragt, mir alles zu zeigen und den Auftrag nahm er wörtlich, denn er führte mir wirklich jedes Zimmer vor und manch eines der Vierbettzimmer war belegt, so dass die jungen Leute alle meinen Besuch ertragen mussten und sich alle ordentlich vorstellten.


Von dort fuhr ich mit Collin und Gerhard zu einem kurzen Abstecher in unsere nahegelegene Lehrwerkstatt für Schneiderei und Lederbearbeitung, in der uns die beiden jungen Ausbilderinnen Mercy und Rahab begrüßten und uns alles zeigten. Auch hier konnte Gerhard mit beiden jungen Damen noch ein paar offene Fragen klären, ehe wir zurück zur JKR fuhren.


Nach einer abschließenden Besprechung in der JKR ging es wieder ins Mothers‘ Mercy Home, zu unserem Waisenhaus, das sozusagen die Keimzelle aller Aktivitäten von CHC in Kenia darstellt. Wir nahmen ein kleines Mittagessen ein und warteten dann auf die Cargo Bulls. Die wollten jetzt das MMH besichtigen. Hier waren ohnehin schon Unmengen an Leuten: jede Menge kenianische Frauen der Anglikanischen Kirche, die hier eine Veranstaltung hatten, sowie etliche junge Studenten des Kenianischen Roten Kreuzes, die ein intensives Beschäftigungsprogramm mit den Heimkindern absolvierten. Mit den Cargo Bulls wurde eine umfassende Führung durch das MMH und das angeschlossene Medical Centre in drei Gruppen durchgeführt. Dabei konnte ich mir auch die Räume desMedical Centers genau anschauen, das am Wochenende geschlossen ist.

Dann gab es noch viele Gespräche der Gäste mit den Heimkindern und mit einsetzender Dämmerungging es zurück Richtung Village Market. Hier verabschiedeten wir uns von Fokko, der heute Nachtzurückfliegt.
Gerhard und ich waren dann noch im Village Market thailändisch Essen und beschlossen dann denTag für heute.
3 comments
Sehr informativer, anschaulicher und auch sehr offener Bericht! Danke!
C. Gerdes
Lieber Herr Wehrkamp, ganz herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Bericht.
Dieser hat uns doch „live“ mit erleben lassen, wie die CHC Projekte sich toll
entwickeln. Grosses Dankeschön für Ihr Engagement für die Ärmsten der Armen,
natürlich auch an Fokko und Gerhard.
Besten Gruss und weiterhin viel Erfolg und alles Gute,
Martin Schlingensiepen
Hi Norbert Wehrkamp 😀
Very interesting and inspiring reading from your weekly trip to Nairobi and your visits to the different places where CHC works. Your story made me feel like I was with you on your journey, if you have opportunities in the future, please make new visits to CHC in Nairobi.
Greetings Sven-Åke from Sweden