Es ist Ende der Regenzeit, und wir sind erneut auf dem Weg nach Marsabit, um unsere Projekte in Karare und Bubisa zu besuchen. Die Landschaft hat sich seit unserer letzten Reise im März deutlich verändert. Durch die ausgiebigen Regenfälle der vergangenen Wochen ist das Land bis weit nach Norden hin ergrünt. Die sonst so trockene Steppe ist nun lebendig – die Wasserpfannen sind gefüllt, und die Menschen schöpfen ihr Wasser aus Oberflächenquellen.
Für die vertikalen Gärten, die CHC in Bubisa angelegt hat, nehmen wir Setzlinge von Spinat und Sukuma Wiki, die Jane für uns vorbereitet hat. Jane ist verantwortlich für die Organisation des Aufbaus und der Ausstattung der vertikalen Gärten in Karare und Bubisa. Sie weist darauf hin, die jungen Pflanzen am Abend in Marsabit ausreichend zu wässern, damit sie in gutem Zustand in die vertikalen Gärten in Bubisa eingesetzt werden können.
Trotz der Regenfälle zeigt sich Bubisa, das in der Chalbi-Wüste liegt, weiterhin in braunen Tönen. Dennoch ist es den Gabra-Frauen gelungen, ihre vertikalen Gärten in einem erstaunlich guten Zustand zu erhalten. Es ist bewundernswert, wie sie unter den extremen Umwelt- und Lebensbedingungen diese Gärten pflegen – ein Zeichen, dass sie sich mit diesem Projekt identifiziert haben, was nach einem schwierigen Anfang nicht zu erwarten war.
Ich hoffe sehr, dass die mitgebrachten Setzlinge gut anwachsen und in den kommenden Wochen zur Versorgung der Familien mit frischem Gemüse beitragen werden. In einigen Gärten wächst Schnittlauch – ein Gewürz, das den meisten Frauen hier noch unbekannt ist. Auch Bokajo, die unter anderem das Gartenprojekt mit ihrer Frauenkooperative initiiert hat, kannte Schnittlauch bisher nicht., sodass es noch nicht in der Küche benutzt wurde. Wir überlegen daher, eine zusätzliche Schulung anzubieten, um die Verwendung der verschiedenen angebauten Pflanzen besser zu erklären und so die Vielfalt in der Ernährung weiter zu fördern.
Die Kinder begegnen uns mit Zurückhaltung. Viele scheinen zunächst schüchtern oder gar ängstlich, wenn wir uns nähern. Doch nach und nach gelingt es, ihr Vertrauen zu gewinnen. Sie freuen sich, wenn wir ihnen die Fotos zeigen, die wir gemacht haben.
Das Dorf wirkt insgesamt gewachsen – deutlich mehr Hütten sind zu sehen als noch im März.
Üblicherweise lebt etwa ein Fünftel der Gabra als Pastoralnomaden. Sie ziehen mit ihren Herden umher und kehren zu bestimmten Zeiten, etwa nach der Regenzeit von April bis Juni oder von Oktober bis November, nach Bubisa zurück.
In diesen Zeiträumen finden häufig Hochzeiten statt.
Der Bau einer Gabra-Hütte
Die traditionellen Hütten der Gabra sind mobil konzipiert, angepasst an das Leben in der Wüste. Der Aufbau ist allein Aufgabe der Frauen. In kleinen Gruppen organisieren sie sich und errichten in nur einem Tag eine neue Hütte für eine Familie.
Zunächst wird das Gerüst aus biegsamen Zweigen und Ästen gebaut, die in die Erde gesteckt und zu einer kuppelartigen Struktur gebogen werden. Anschließend wird das Gerüst mit Matten aus gewebtem Gras oder Stoffbahnen bedeckt, die den Innenraum vor Wind und Sonne schützen. Für zusätzliche Stabilität sorgen Seile oder Lederbänder. Die Hütten sind so konstruiert, dass sie leicht abgebaut, transportiert und an einem neuen Ort wieder aufgebaut werden können – ideal für das nomadische Leben in der Chalbi-Wüste.
Im Vergleich zu den festeren Häusern mit Aluminiumdächern ist das Klima in diesen traditionellen Hütten deutlich angenehmer – sie sind luftiger, kühler und besser an die Umgebung angepasst. Die Männer halten sich beim Aufbau meist zurück; der Bau ist eine reine Frauensache.
Auf der Rückfahrt nach Nairobi begegnen uns zahlreiche Kamelherden, die gemächlich die Straße kreuzen. Ein faszinierender Anblick, der daran erinnert, wie eng das Leben in dieser Region mit der Tierhaltung und dem Rhythmus der Natur verbunden ist. Die Tiere wirken gut genährt – ein weiteres Zeichen dafür, dass die Regenzeit dieses Jahr für die Tierwelt Erleichterung gebracht hat.