auf dem Weg zum Schulabschluss

2022 hat der erste Jahrgang die Schulausbildung an der Wings Academy in Karare bei Marsabit erfolgreich abgeschlossen. Damit begann fĂĽr viele SchĂĽlerinnen und SchĂĽler, welche häufig die ersten Schulgänger in ihrer Familie sind, ein neuer Lebensabschnitt – der Wechsel auf eine Secondary School. Auch hierfĂĽr benötigen die Familien aus dieser Region UnterstĂĽtzung, da die SchulgebĂĽhren bei weitem die finanziellen Möglichkeiten ĂĽberschreiten.
Viele Menschen haben sich bei Cargo Human Care gemeldet, um eine Schulpatenschaft fĂĽr diese Kinder zu ĂĽbernehmen. Das ist ein wichtiger Beitrag fĂĽr mehr Zukunftschancen der “Wings-Kinder”. Insbesondere die Mädchen wĂĽrden ohne weiteren Schulaufenthalt zurĂĽck in ihre Dörfer gehen und sehr wahrscheinlich zwangsverheiratet werden.

Da unsere Elazar Girls Secondary School in Karare erst im Januar dieses Jahres eröffnet wurde, sind zurzeit viele Wings-Abgänger noch über verschiedene Secondary Schools in Nordkenia verteilt. Daher habe ich mir eine Woche Zeit genommen, möglichst viele von ihnen vor Ort in ihren Schulen zu besuchen. Zusammen mit Michael Araru und Priester Patrick, unseren beiden Ansprechpartnern der Anglican Church of Kenya, welche die Patenschaften vor Ort koordinieren, konnte ich zu insgesamt acht Schulen reisen.

Am weitesten entfernt ist die Materi Girls Secondary School – ĂĽber fĂĽnf Stunden Autofahrt von der Wings Academy entfernt, wo zwei Mädchen aus Karare zur Schule gehen. FĂĽr die Eltern ist es unmöglich, ihre Kinder dort zu besuchen. Umso glĂĽcklicher waren Alice und Monicah, dass sie durch Priester Patrick aus Karare und mich besucht und bei einem “Parents Day” ersatzweise begleitet wurden. Hierbei besteht auch die Möglichkeit, mit den Fachlehrern in den Dialog zu kommen.

Bei diesen und allen weiteren Schulbesuchen konnten wir mit den “Principals” der Schulen sprechen, sowie von den Patenkindern erfahren, welche UnterstĂĽtzung ihnen noch helfen kann. Viele wĂĽnschten sich den Unterricht ergänzende BĂĽcher zum Lernen. Auch ĂĽber Zukunftsperspektiven konnten wir uns austauschen. Ăśber alle Besuche hinweg konnte ich feststellen, dass die Fantasie zur eigenen Zukunft vielfach begrenzt ist. Bekannte Berufsbilder sind beispielsweise Arzt oder Krankenpfleger und in der ĂĽberwiegenden Mehrheit der Fälle wird dies als Berufswunsch genannt. Hier wird Information ĂĽber weitere Perspektiven helfen können. Klar ist jedoch auch, dass jede weitere Ausbildung in Kenia Geld kosten wird – Geld, welches die Familien selbst kaum aufbringen können. Cargo Human Care wird auch hierfĂĽr eine Förderung in Aussicht stellen, indem wir den Aufenthalt in unserer John Kaheni Residence in Nairobi als eine Option fĂĽr die weitere Berufsbildung anbieten möchten.

Einiges war bei den Schulen vergleichbar – der dicht gepackte Stundenplan und Tagesablauf, die strikt einzuhaltende Disziplin. Und dennoch hatte jede Schule jeweils eine Besonderheit – sei es die Bishop Cavallera School in Karare, deren einzelstehende Klassenräume einen gewissen Charme ausstrahlen, oder die St Andrews Boys Highschool bei Marsabit, welche den Jungs viele Sportfelder bietet. Die oben genannte Materi Girls School scheint die im Vergleich selbstbewusstesten Mädchen zu beherbergen.

Bei der Reise merkt man, wie lang die Wege sind und wie beschwerlich es fĂĽr die Kinder sein muss, fĂĽr sehr wenige Tage in den Mid Term Breaks mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nachhause zurĂĽck zu kehren. Spannend ist zu beobachten, wie schnell sich manchmal die Landschaft durch unterschiedlich verteilte Niederschläge ändert – dieses fĂĽhrt auch zu sehr unterschiedlichen Ernteerträgen innerhalb Kenias. Die Gegend um Marsabit, der Heimat unserer Patenkinder, kann dabei nicht profitieren und zählt daher zu den ärmeren Regionen.

Auch die Abgeschiedenheit einiger Schulen ohne die Möglichkeit, das Gelände zu verlassen oder regelmäßig Kontakt zur Familie zu haben, prägt den Alltag der Heranwachsenden auf eine besondere Art und Weise. Es gibt in allen Schulen wenig Räume, um sich aufzuhalten. In den Dormitories wird geschlafen, in der Dining Hall in der Regel nur gegessen. Viel Zeit wird mit Unterricht, Lernen und Selbststudium im spärlich eingerichteten Klassenzimmer verbracht. Der Schritt zur Selbstständigkeit im späteren Leben wird dann nachvollziehbarerweise ungewohnt sein: eine große, neu gewonnene Freiheit.

Die Eindrücke konnte ich nutzen, um Informationen an alle jene zu geben, welche die Kinder durch ihre Spenden gezielt unterstützen. Mittels der aufgebauten Kontakte können zukünftig weitere aktuelle Berichte über die Patenkinder erfolgen.

 Bericht: Paul Schiemangk, neuer Patenbetreuer 

No Comments

eine Antwort hinterlassen Antworten abbrechen