Unterwegs mit dem Patenschaftsteam
Reise nach NairobiJoy Hinkel und Claudia Ratzlaff unterwegs in Sachen “Medizinische Patenschaften”
17.10.2025 – 22.10.2025
Bevor wir durchstarten, steht erst einmal die Planung an. Wir müssen Flüge organisieren, Visum beantragen, Unterkunft und Abholung organisieren und natürlich Termine mit unseren Sozialarbeiterinnen festlegen.
Spielsachenspenden, Klamotten, Süßigkeiten etc. mitnehmen.
– Was benötigen die Kinder vor Ort?
– Welchen Familien wollen wir helfen?
Die Zeit ist knapp und jeder Tag zählt!
Donnerstag, 16. Oktober
Donnerstagabend sorgte die Reisewarnung der Deutschen Botschaft aus Nairobi, im letzten Moment für Unsicherheit, ob wir fliegen können. Aufgrund der massiven Unruhen, die nach dem plötzlichen Tod, des Oppositionsführers Odinga in Nairobi entstanden waren.
Freitag, 17. Oktober
Am frühen Morgen erhielten wir eine beruhigende Nachricht von Fokko Doyen: Ihr könnt fliegen!
Mit zweistündiger Verspätung flogen wir um 13.30 Uhr aus Frankfurt los und kamen schließlich um 23:25 Uhr in unserer Unterkunft, „The Nest“, in Nairobi, an – müde, aber voller Vorfreude auf das, was uns erwartet.
Samstag, 18. Oktober 10:00 Uhr
Treffen mit unseren beiden Sozialarbeiterinnen im Mothers’ Mercy Home (MMH)

Unsere Hauptthemen waren viele administrative Punkte: Arbeiten mit dem neu eingeführten Teams-Tool. Die verschiedenen Kulturen bringen unterschiedliche Arbeitsweisen mit sich. Wir besprechen, wie wir die Zukunft der 62 Kinder und Jugendlichen gestalten können.
- Herausforderungen unseres Teams; kenianisch-deutsch
 - Dokumentenmanagement
 - Factsheets & Fotos
 - Prozess: Aufnahme neuer Kinder
 - Verantwortung der Eltern und Zukunftspläne der Kinder
 - Hilfe zur Selbsthilfe
 - Praktika für Jugendliche während der Ferien
 - Kommunikation Kinder/Eltern
 - Familienplanung
 - Talente der Kinder
 - Übergang in die John Kaheni Residence
 - Kostenkontrolle
 - Welche Kinder wollen wir besuchen?
 
15:00 – 18:00 Uhr
Zurück im Haus “The Nest”: Reflektion des Vormittags – bei einer Tasse Kaffee und immer wieder Administration …
Sonntag, 19. Oktober
Besuch der Kleinkinder und Babys im “NEST”, gegenüber unserer Unterkunft.
Das Nest Baby Village wurde 2014 eröffnet und bietet bis zu 25 ausgesetzten oder vernachlässigten oder verwaisten Babys im Alter von 0-2 Jahren ein Zuhause. Hier erhalten die Kleinen liebevolle Betreuung durch Fachkräfte und eine Krankenschwester ist rund um die Uhr für die medizinische Versorgung zuständig.


Der Nachmittag steht ganz im Zeichen von: Wie können wir Familien unterstützen, damit sie eigenverantwortlich werden?
Wir treffen Irene Baumgartner, Gründerin des Nests, und die Kenianerin Rachael, Dolmetscherin, bei einer Tasse Tee und reden über die alltäglichen Herausforderungen in Kenia.
Es ist immer wieder beeindruckend, wie stark und engagiert die Menschen hier sind.
Montag, 20. Oktober (Feiertag)
Vormittags: Nach einem eigentlich kleinen Spaziergang (10 km) im Karura Forest ist nachmittags wieder Babysitten angesagt! Im Baby-Haus unterstützen wir das Team beim Füttern und auch das ins Bettbringen der Kleinen. 😊
Wir bringen außerdem gut erhaltene Kinder-Klamotten mit, sowie einige süße Leckereien als Überraschung!
Dienstag, 21. Oktober
08:30 Uhr: Auf ins MMH!
Begrüßung und Abstimmung mit Charles, dem Leiter des MMH´s und Chef aller Sozialarbeiterinnen.


Wir waren auch noch kurz im Medical Centre und haben einige medizinische Probleme einiger unserer Schützlinge mit Boniface, dem Leiter des Medical Centers besprochen.


09:40 Uhr, Vincent Okwari
Vincent wurde von einem Nachbarn ins MMH gebracht und zeigte stolz sein Zeugnis, da die Ferien gerade begonnen haben. Das neue Schuljahr beginnt Anfang Januar 2026.
Er besucht die Blindenschule in Thika und liebt besonders Musik, Mathe und Wissenschaften. In der Schule lernt er Schlagzeug sowie Klavier zu spielen. Sein Traum ist es Musiker werden. Darüber hinaus möchte er eine App zu entwickeln, die blinden Menschen bei der Fahrersuche hilft, um unabhängiger von Familie zu werden.
In den Ferien vermisst er das Musizieren sehr, da seine Mutter kein Geld hat, um ihm ein Instrument zu kaufen. Um ihn aufzumuntern, spielen wir ihm einen Song von Phil Collins vor. Er ist begeistert!
Alternativer Berufswunsch: Vincent würde auch gerne anderen Blinden helfen und betet um Kraft für seine Träume.
Sein aktuell sehnlichster Wunsch ist es, in den Ferien seine Großeltern zu besuchen.
Kurz vor unserer Abfahrt nach Thika treffen wir Magret Mukuhi, die auch von uns betreut wird. Sie ist ein bemerkenswertes 17-jähriges Mädchen, das gerade das Medical Centre, wegen eines gesundheitlichen Problems aufgesucht hat. Diese Woche ist Dr. Matthias Gründler aus Offenbach vor Ort, um als Kinderarzt seinen Freiwilligendienst zu leisten.
Magret ist ein fleißiges, strahlendes Mädchen mit einem großen Lebensziel: Sie träumt davon, Rechtsanwältin zu werden, um gegen die Ungerechtigkeiten zu kämpfen, die sie selbst erfahren hat.
Doch ihr Weg ist nicht leicht. Ihr Handicap: Nach jedem Wachstumsschub benötigt sie eine neue Prothese, da ihr rechtes Bein nur bis zum Knie reicht.
Diese Herausforderung macht sie nur noch entschlossener, ihren Traum zu verwirklichen. Welche Hindernisse wird sie überwinden müssen, um ihre Vision Wirklichkeit werden zu lassen?
10:15 Uhr starten wir schließlich unsere Fahrt nach Thika, um Lydia, 12-jähriges, blindes Mädchen unseres Programms zu besuchen.
Die zweistündige Fahrt führt uns zu Lydia und ihrer Mutter, Catherine, die in einer kleinen Behausung von nur neun Quadratmetern leben, manchmal sogar zu viert. Lydias Mutter kämpft unermüdlich, um ihre Familie zu versorgen. Lydia, ein selbstbewusstes Mädchen, hat eine große Leidenschaft für Mathe, Englisch, Religion und Gesang! Auch sie, besucht wie Vincent, die Blindenschule in Thika, wo sie eine wertvolle Betreuung erhält. 

Im Sommer erhielt ihre Familie zudem eine Solarlampe aus unserem Programm, die ihnen hilft, Stromkosten zu sparen.
Lydias Familie hat im Sommer eine Solarlampe – gesponsert von einer Einzelspende – bekommen. Somit haben sie weniger Stromkosten zu bezahlen.
Rückfahrt nach Nairobi.
14:00 Uhr Besuch bei Neuzugang Maxwell Mwangi,
Maxwell, ein schwerhöriger Junge, wurde im Frühjahr in die Schule für Taubstumme aufgenommen und blüht dort förmlich auf. Heute ist er bedauerlicherweise noch nicht zu Hause, da die Ferien erst am Nachmittag beginnen. Seine 26-jährige alleinerziehende Mutter, Rosemary, lebt mit ihm und seinen etwa zweijährigen Zwillingsgeschwistern in einer beengten Hütte, in der auch ihre eigene Mutter und drei weitere Kinder wohnen. Rosemary arbeitet als Tagelöhnerin und verdient ihr Geld mit dem Wäschewaschen für andere. Trotz dieser Herausforderungen zeigt Maxwell großen Einsatz und Freude am Lernen. Die Schule gibt ihm eine neue Hoffnung und Perspektive für die Zukunft.
15:00 Uhr
Die Fahrt führt uns nach Karura, wo die 13-jährige Mercy Wanjiru und ihr 10-jähriger Bruder Antony Thairu leben. Während der Schulzeit sind sie im Internat untergebracht, um den schwierigen Bedingungen zuhause zu entkommen. Ihre kleine Hütte ist von Herausforderungen geprägt, und die Situation wird zusätzlich durch das gewalttätige Verhalten von Ruths Vater kompliziert.



Ruth lebt mit Mercy, Antony und ihrem jüngeren Bruder Samy bei ihren Eltern.
Mercy ist HIV-positiv und erhält ihre Medikamente vom Medical Centre. Während der Schwangerschaft hatte Ruth jedoch nachlässig mit der Einnahme der notwendigen Medikamente gehandelt, deshalb hat Mercy HIV bekommen. Trotz ihrer Herausforderungen träumt Mercy davon, Lehrerin zu werden, um anderen Kindern zu helfen.
Hier vor der Installation der Solarlampen. Sie haben das Leben erleichtert und die Stromkosten reduziert.
Jedoch versteckt die Großmutter die Fernbedienung, um dem Großvater (nicht auf dem Foto) nicht die Gelegenheit zu geben, darüber zu bestimmen
Antony hingegen ist gesund, da Ruth diesmal während der Schwangerschaft die notwendigen Medikamente eingenommen hatte. Er träumt davon, Polizist zu werden, weil er in ihnen die Helden sieht, die Menschen beschützen.
Mittwoch, 22. Oktober, 09:00 Uhr
Meeting mit Team im MMH
In unserem letzten Meeting mit Charles, Alice und Esther, später auch mit Rachael, reflektieren wir über die Neuerungen im kenianischen Schulsystem und unsere Zusammenarbeit mit den kenianischen Sozialarbeiterinnen sowie uns, den ehrenamtlichen Helferinnen aus Deutschland. Wir sprechen darüber, was wir in der Zeit gelernt haben, wie wir uns gegenseitig unterstützen werden und wie wir Informationen besser strukturieren können, um unsere Arbeit effizienter zu gestalten.
Das Herzstück unserer Arbeit ist jedoch die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, die durch die medizinischen Patenschaften die Möglichkeit bekommen, zur Schule zu gehen und eines Tages einen Beruf zu ergreifen, der ihnen finanzielle Unabhängigkeit bringt. Diese Zusammenarbeit ist der Schlüssel für langfristige Veränderungen und sensibilisiert gleichzeitig für die Bedeutung von Bildung und sozialer Verantwortung. Das ist zumindest unser Traum!

Unsere letzten Besuche stehen an, bevor wir um 23:55 Uhr wieder nach Frankfurt fliegen werden.
Kurz vor unserer Abfahrt trafen wir Phillip im Büro unseres Teams im MMH.
Philipp ist 17 Jahre und möchte Chirurg werden. Da er in der Schule sehr gute Noten hat und 2027 sein Abi in der Tasche haben wird, hat er sehr gute Chancen Arzt zu werden!
Unsere Sozialarbeiterinnen Esther und Alice  unterstützen ihn nach Kräften! Und natürlich auch seine Paten in Deutschland!
Um 11:00 Uhr besuchen wir Grace Ngendo, eine 17-jährige Schülerin, die mit ihren fünf Geschwistern und den beiden Kindern ihrer ältesten Schwester Mary (28 Jahre) in einer kleinen, aber sehr sauberen Hütte lebt. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 2023 musste Mary die Schule abbrechen, um sich um ihre verwaisten Geschwister und ihre eigenen Kinder zu kümmern. 
Die Großmutter konnte nicht helfen, und so standen sie allein da – doch sie hatten das Glück, einige Unterstützer zu finden. Auch sie durften auch im Frühjahr von unserem Solarlampen-Programm profitieren.
Grace (links) ist eine herausragende Schülerin, die im Januar 2027 in die John-Kaheni-Residence (JKR) wechseln wird, um ihre Berufsausbildung zu starten. Ihr Traum ist es, entweder Vermessungs- oder Straßenbauingenieurin zu werden, und mit ihren guten Noten hat sie das Potenzial dafür. Es bleibt spannend, ob Mary (rechts) es bis dahin schaffen wird, die Geschwister allein zu versorgen.
12:15 Uhr – Besuch bei Nancy Wangui Wanjiru
Nancy, ebenfalls 17 Jahre alt, steht kurz davor, im Januar 2027 in die John-Kaheni-Residence zu wechseln, um ihre Berufsausbildung zur Krankenschwester zu beginnen. Mit ein wenig Anstrengung, so glauben Esther und Alice, wird sie ihr Ziel sicherlich erreichen. Sie lebt in einem liebevollen Familienverbund, der ihr viel Unterstützung bietet.
Doch Nancys Leben ist nicht ganz unbeschwert: Vor zwei Jahren verlor sie ihre Mutter bei einem tragischen Unfall, als sie von einem Auto erfasst wurde, was Nancy tief traumatisierte. Seitdem hat sie Angst, alleine auf die Straße zu gehen. Glücklicherweise besucht sie ein Internat, sodass sie nicht täglich dem Straßenverkehr ausgesetzt ist. 
Zudem erhält sie seit dem 24. Oktober psychotherapeutische Unterstützung, die unsere Sozialarbeiterin Alice organisiert hat. Diese Hilfe gibt Nancy neue Hoffnung und stärkt ihr Selbstvertrauen auf ihrem Weg zur Heilung.
Auch ihr Bruder John, vorne im Bild mit seinem Sohn Telvin, hat 2022 seine Berufsausbildung in der JKR beendet und arbeitet jetzt als gelernter Kemptner, im Nest, bei Irene
13:45 Uhr – Besuch bei der kleinen Grace Muthoni Ngigi
Die kleine Grace, 10 Jahre alt, hat ihre Eltern verloren und lebt nun bei ihrer liebevollen Großmutter, die sich fürsorglich um sie kümmert. Wir haben sie im Frühjahr dieses Jahres neu aufgenommen. Grace hat eine Spastik in den Beinen und musste bereits mehrfach an den Knien operiert werden. Sie benötigt dringend Unterstützung, da sie nicht alleine aufstehen kann und nur sehr mühsam läuft.
Im Januar wird sie eine neue Schule besuchen, denn in ihrer aktuellen Einrichtung wurde sie nicht angemessen betreut und sogar vernachlässigt, was ihren Bedürfnissen nicht gerecht wurde. Dieser Wechsel bringt Hoffnung auf eine bessere Unterstützung und eine förderliche Umgebung, die Grace die Chance gibt, ihr volles Potenzial zu entfalten.
15:30 Uhr – Abschließender Besuch bei Joseph Waiganjo
Wir besuchen Joseph, einen 15-jährigen Jungen, der gerade seinen ersten Ferientag genießen darf. Wir haben ihn im Frühjahr in unser Programm aufgenommen. Er kann kein Internat besuchen, da er täglich auf Hilfe angewiesen ist.
Seine Großmutter spielt eine entscheidende Rolle in seinem Leben, seit seine Mutter 2018 verstorben ist. Sie kümmert sich liebevoll um Joseph und seine Schwester und sorgt dafür, dass Joseph täglich seine Medikamente einnimmt. Zudem muss morgens und abends sein künstlicher Darmausgang versorgt werden.
Trotz dieser Herausforderungen ist Joseph mit seinem Rollstuhl gut mobil und hat eine gewisse Unabhängigkeit erlangt. Sein lebendiger Geist und strahlendes Lächeln zeugen von seinem Durchhaltevermögen.
Joseph träumt davon, Pfarrer zu werden, und strahlt trotz aller Widrigkeiten eine bemerkenswerte Lebensfreude aus. Er zeigt uns, wie stark der Wille sein kann, das Leben positiv zu gestalten.
Fazit:
Diese Woche in Nairobi hat uns tief berührt. Es war intensiv und manchmal herausfordernd, aber ich habe so viel über die Kraft der Gemeinschaft und den unerschütterlichen Lebenswillen der Menschen hier gelernt.
Jeder Moment zählt, und wir wissen jetzt mehr denn je, dass wir einen Unterschied machen können.
Baadaye, Kenia, na kwa heri – bis bald, Kenia und auf Wiedersehen

  
			
						
			
						