Gottfried Gunzenhauser, Anna Glaser, Chairlady Rachel und Mary Wanjiku
Was ist der größte Schritt im Leben? Für viele sicherlich der von der Kindheit bzw. Jugendzeit ins Erwachsenenleben. Mag das in Deutschland schon ein großer Schritt sein, für die jungen Erwachsenen im Mothers’ Mercy Home ist dieser riesengroß. Hier setzte der Workshop an, die Jungen und Mädchen sollten erste Hilfestellungen für ihr bald beginnendes, neues Leben erhalten. Dieses Ziel wurde aus unserer Sicht vollständig erreicht, auch durch die kompetente Unterstützung der Jugendberufshelferin Mary Wanjiku.
An der Pforte zum Erwachsensein hat man noch Träume, hochfliegende Träume. Da will man noch der weltbeste Grafiker werden oder ein eigenes Waisenhaus aufbauen, hat aber auch ganz konkrete Vorstellungen (ein Haus oder einen Mercedes) und ganz einfache Wünsche (Kinder zu haben und möglichst lang zu leben). Diese und noch viel mehr Wünsche präsentierten die Jugendlichen ganz zu Anfang. Niemand war hier ohne Wünsche, niemand war ziellos. Das war schon ein viel versprechender Anfang. In der anschließenden Gruppenübung mussten die Jugendlichen beweisen, dass sie teamfähig sind und möglichst stabile Türme lediglich aus Papier und Tesafilm bauen können.
Ein Höhepunkt war sicherlich die Einkaufstour ins benachbarte Limuru. Ausgestattet mit Aufträgen aus den anderen Workshops mussten die Jugendlichen in verschiedenen Gruppen möglichst wenig ausgeben und dafür möglichst viel bekommen. Die Jugendlichen gingen sehr engagiert und enthusiastisch zu Werke, verglichen Preise und handelten in jedem Shop bzw. Marktstand. Während die Jungs mehr Organisationstalent zeigten, bewiesen die Mädchen beim Handeln mehr Geschick. Alle waren begeistert von dieser Shoppingtour und fast alle von der Heimfahrt mit 24 Personen im Matatu (das ist das in Kenia übliche Sammeltaxi, welches für 15 Personen ausgelegt ist).
Am nächsten Tag stand der Umgang mit Geld im Vordergrund. Was sind fixe Kosten? Was sind variable Kosten? Wie funktioniert kaufmännisches Denken? Zuerst wurde das in einem Unternehmensplanspiel eingeübt. Nach üblichen Anlaufschwierigkeiten bekämpften sich die verschiedenen Gruppen als Unternehmen intensiv.
Anschließend wurden anhand eines fiktiven Haushaltsplanes die Einkommensmöglichkeiten und Lebenshaltungskosten in Kenia besprochen. Mit einigem Erstaunen folgten die Jugendlichen den Worten der Jugendberufshelferin Mary, die ihnen aufzeigte, dass ihre Vorstellungen von der Realität doch sehr abweichen. Oder wer hätte gedacht, dass eine Kellnerin in Kenia lediglich 200 Kenia Schilling pro Tag verdient.
Ausgehend von dem Grundsatz „nie mehr Geld auszugeben, als man einnimmt“, gab Mary den Jugendlichen noch zahlreiche hilfreiche Tipps für „das Leben später“, da machte es auch nichts aus, dass man zeitlich stark überzog, die Jugendlichen waren mit großen Augen und Ohren ganz bei der Sache.
Wie sieht eine Bewerbung aus? Was muss man bei einem Vorstellungsgespräch beachten? Speziell auf die kenianischen Verhältnisse zugeschnitten schrieben die Jugendlichen eigene Bewerbungen und wurde in einem Rollenspiel mit den verschiedenen Aspekten beim Vorstellungsgespräch vertraut.
Abschließend gilt es zu betonen, dass dieser Workshop nur ein erster Schritt sein kann, die Jugendlichen ins „reale“ Leben zu begleiten, dazu bedarf es vieler weiterer Anstrengungen. Was sind unsere Anstrengungen wert, wenn der Sprung ins Leben nicht gelingt? Es muss uns klar sein, auch wenn die Jugendlichen das MMH verlassen werden bedürfen sie weiterhin unserer Begleitung und Hilfe. Zu unserem großen Glück wurde mit Mary Wanjiku jemand gewonnen, die die Jugendlichen sehr kompetent beraten kann und die, durch ihre charmante Art, einen sehr guten Draht zu den jungen Menschen bekommen hat. In der abschließenden, sehr ausführlichen Präsentation zeigten sich auch die Jugendlichen von dem Workshop sehr angetan, als ihren bisher besten Workshop bezeichneten sie diesen und dass sie viel gelernt hätten. Was will man mehr? Alles Weitere wird die Zukunft zeigen und die ist ein weites Feld.