„Alle haben mich ausgelacht“, sagt Andreas Mohrs lächelnd und gut gelaunt. 1988 flog er mit Freunden in einer LTU Tristar nach Mallorca, als es plötzlich klick machte. Andi Mohrs war sich sicher: Er wollte Pilot werden. Doch mit nur einem Hauptschulabschluss und einer Lehre als Maschinenschlosser wurde er von seinem Umfeld nicht ernst genommen: „Ich wurde nur ‚unser Pilot‘ genannt.“
1991 wurde Andi Mohrs zur ärztlichen Untersuchung bei der Bundeswehr einberufen. Er wollte zur Luftwaffe, bestand alle Tests – und wurde angenommen. „Ich wurde beim kanadischen Militär zum Piloten ausgebildet“, erzählt Mohrs heute. „Meine Zeit in Nordamerika war vielleicht die beste Zeit meines Lebens. Seitdem spreche ich Englisch wie ein Muttersprachler.“
An der Lufthansa-Flugschule in Bremen lernte er die europäischen Luftfahrtstandards kennen. Nach seiner Zeit beim Militär wollte Andi Mohrs im Jahr 2000 zurück nach Kanada – doch er bekam keine Green Card. Er bewarb sich bei Lufthansa Cityline, wurde angenommen und in Hamburg stationiert. Zwei Jahre später wechselte er zu Lufthansa Cargo. Sein Ausbilder für die MD11-F-Maschine war Fokko Doyen – Gründer von Cargo Human Care. „Im Jahr 2002 ging ein Trainingsflug nach Nairobi. CHC war gerade am Anfang, und Fokko zeigte mir das Mothers Mercy Home.
Das werde ich nie vergessen“, sagt Andreas Mohrs heute. Immer wieder ist er mit Fokko Doyen geflogen, auch nach Kenia. Das war, bis Andreas Mohrs 2009 zur Lufthansa Airline wechselte. Seit Oktober 2019 ist er Kapitän auf dem A320.
„Das ist mein erstes Leben“, sagt Andreas Mohrs und lacht: „Jetzt berichte ich von meinem zweiten Leben!“
Schon während seiner Zeit bei Lufthansa Cargo hatte Andi Mohrs einen Plan B. „Als Pilot muss man immer gesund und ‚fit to fly‘ bleiben. Das Leben kann sich jederzeit ändern – und dann braucht man eine Alternative, wenn man plötzlich nicht mehr arbeiten darf. Schließlich müssen Hypothek und Lebensunterhalt noch bezahlt werden.“ In New York traf Andi Mohrs zufällig jemanden, der Schokolade herstellte. Er zeigte ihm seine Fabrik und entfachte Andi Mohrs‘ Begeisterung für Schokolade. Die beiden Männer blieben in Kontakt. Als Andi Mohrs in der Silvesternacht 2008 in Wien Trinkschokolade aus einer Tafel Schokolade probierte, erzählte er seinem Freund aus New York davon. Sein Freund probierte es – und war erfolgreich. „Da habe ich mir gedacht: Wenn das funktioniert, kann ich etwas Ähnliches machen und für den deutschen Markt produzieren!“ sagt Andi Mohrs heute. Das war die Entscheidung. Wichtig ist Andreas Mohrs aber, dass Schokolade sein Plan B bleibt. Fliegen ist sein Plan A, damit verdient er sein Geld. Und solange er mit dem Fliegen Geld verdient, will er mit den Einnahmen aus der Schokoladenproduktion wohltätige Zwecke unterstützen. „Ich bin privilegiert, mir geht es gut. Und ich investiere meine Zeit in etwas, das mir Spaß macht – und verwende den Erlös, um etwas Gutes zu tun.“
Andreas Mohrs gründete sein Unternehmen Chocion Finest Chocolate im Jahr 2011. Zu Beginn arbeitete er mit einem externen Produzenten zusammen, der für ihn eine Trinkschokolade auf einem Löffel herstellte. Er hat hohe Ansprüche: „Wir setzen auf 100 Prozent fairen Kakao aus Kolumbien, auf Milch aus Oberbayern und auf wenig Zucker.“ Die ersten Jahre waren vielversprechend. 2015 eröffnete er seinen ersten eigenen Laden in Ottobrunn bei München: ein Schokoladencafé, in dem man nicht nur seine Schokolade, sondern auch Kaffee und Kuchen kaufen kann. Einen Teil des Erlöses spendet er an die Tabaluga-Stiftung, „Deutschland summt!“ und die Organisation „Ein Herz für Rentner“. Zwei Jahre später eröffnete er den nächsten Laden, diesmal im Herzen Münchens, mitten im Werksviertel. Jetzt mit eigener Kaffeerösterei und Kaffeebar.
Doch dann, im Jahr 2020, brach die Pandemie aus. „Ich bin dreizehn Monate lang nicht geflogen“, sagt Andi Mohrs. Nun musste er seinen Plan B umsetzen und sich ganz auf die Schokolade konzentrieren. In seinem Geschäft in Ottobrunn arbeitet er hinter dem Tresen und führt das Geschäft selbst. So konnte er seinen Umsatz verdoppeln. Außerdem kaufte er die Rechte an der Marke „Wildbach Schokolade“, um sich breiter aufzustellen und noch mehr Menschen mit der etablierten Marke zu erreichen. Im Jahr 2022 kaufte er die Eierlikörmarke „MyEier“ und verknüpfte die verschiedenen Marken, indem er beispielsweise einen Schokoladeneierlikör und einen Eierlikör-Schokoriegel herstellte. Außerdem verbindet er seine Arbeit für die Lufthansa und seine Arbeit als Schokoladenhersteller, indem er zum Beispiel Schokoladenflugzeuge herstellt.
Jetzt unterstützt er Cargo Human Care mit einer besonderen Schokolade. „Ich bin glücklich, wenn ich mit meiner Arbeit und meinem Plan B etwas Gutes tun kann“, sagt Andi Mohrs. Lufthansa Cargo hat dabei eine große Rolle gespielt, denn der Frachtkranich hat die Schokolade in sein Sortiment an Kundengeschenken aufgenommen. Andi Mohrs konnte bereits 6.000 Euro an Spenden an Cargo Human Care weitergeben.
1 comments
Lovely story Andreas
We wish you the best of luck with your plan A and B.
Take care
Greetings from Sweden
Katarina and Sven-Åke