„August Feriencamp 06.08-10.08.2018“
Miriam Keilbach
Memory Books … so heißen jene Bücher, die afrikanische Frauen vor ihrem Aids-Tod gestalten, um ihren Kindern Erinnerungen zu verschaffen.
Solche Bücher, mit Geschichten, Gedichten, Fotos und Persönlichem, allerdings ganz ohne den traurigen Anlass, wollte ich im diesjährigen Summercamp mit einigen Kindern gestalten. Das fördert nicht nur Kreativität, sondern auch die Sprachfähigkeiten.
Zunächst durften sich die 20 Fünft- und Sechstklässler ein eigenes Notizbuch aussuchen: liniert, kariert oder blank, im großen, kleinen oder übergroßen Format, mit schönem Einband oder einem, den wir selbst gestalten würden.
Mit einem Brainstorming begannen wir: was kann in solch ein Personal Book, wie wir sie nannten?
Geschichten, Gedichte, Tagebuch-Einträge, Briefe an Freunde, Erinnerungen, Persönliches, Fotos, Bilder, Bastelein, Liedtexte, Sticker, Zeichnungen, Geheimnisse – die Liste war lang.
An jedem der fünf Workshop-Tage widmeten wir uns einem Thema intensiver. Am ersten Tag gestalteten wir das Cover, wir bastelten Blumen oder Scherenschnitte, klebten Sticker auf oder zeichneten auf ein buntes Blatt und klebten es um das Buch herum.
Als nächstes Thema stand der einzelne Mensch im Fokus, dem das Buch gehört.
Wir schrieben kurze Texte über uns und unsere Familien, erstellten ein ABC mit unserem Lieblingsessen, schrieben über Lieblingsbücher und Lieblingsfußballspieler und die Kinder überzeugten dabei mit jeder Menge Kreativität. Sie zeichneten ihre Superhelden, malten die Logos ihrer Lieblingsvereine oder überlegten sich aus den Buchstaben ihres Vornamens jeweils eigene Wörter, die für ihr Leben an Bedeutung haben. Auch mit anderen Wörtern, etwa Familie oder Liebe gestalteten sie solche Wörter-Puzzles.
Nach dem ich kommt das du: Nun wollten wir uns überlegen, was wir an anderen mögen.
Wir schrieben zunächst in unsere Bücher, was wir an anderen mögen, wer unsere besten Freunde sind und was wir an ihnen schätzen. Später tauschten wir die Bücher und schrieben uns gegenseitig Briefe mit netten Dingen. Die Kinder sollten so Wertschätzung lernen.
Zunächst wollten sie ihre eigenen Bücher nicht hergeben, immerhin war es ihr Buch.
Mit der Zeit hingegen entstand ein munteres Hin- und Hertauschen und alle gaben sich viel Mühe und zeichneten und nutzten verschiedene Farben für verschiedene Wörter.
Um das Englisch der Kinder zu fördern, stand am vierten Tag das Thema Texte an.
Mit Geschichten taten sich die Kinder zunächst etwas schwer. Auch ihre Lieblingsgeschichte konnten sie nicht wirklich erzählen oder niederschreiben. Eine Schülerin fragte schließlich, ob sie ihre Bibel holen dürfte, um ihre Lieblingsstellen niederzuschreiben. Ihr schlossen sich weitere Kinder an und so gestalteten sie ihre Seiten. Auch Liedtexte verewigten die Kinder. Später am Tag wollte ich sie animieren, das Buch auch als Tagebuch zu nutzen. Unter dem Titel „My Yesterday“ schrieben wir über den vorangegangenen Tag, womit sich die Kinder deutlich leichter taten als mit freiem Erzählen.
An den ersten vier Tagen hatten wir verschiedene Situationen genutzt, um Fotos von jedem Schüler zu machen. Ich hatte von jedem Kind vier Bilder entwickeln lassen, damit sie diese in ihre Bücher einkleben können. Die Kids hatten sich die ganze Woche darauf gefreut und so wurden die Fotos sorgsam zugeschnitten und eingeklebt. Drum herum wurden Zeichnungen und Collagen gefertigt, die Kinder konnten sich hier frei austoben.
Zum Abschluss gestalteten wir noch Buchseiten zum Thema „My Future“. Wir malten, zeichneten und schrieben darüber, wie wir uns unsere Zukunft vorstellen. Wollen wir Kinder? Wollen wir in einem Haus leben? Wie wollen wir leben? Wollen wir Haustiere haben? Ich wollte die Kinder damit ein wenig motivieren, sich Gedanken zu machen, in welche Richtung ihr Weg gehen soll. Einige der Kinder waren sehr reflektiert und machten sich sofort an die Stifte. Andere taten sich etwas schwerer, wurden mit gezielten Fragen aber zum Nachdenken animiert.
Durch viele eigene Ideen haben die Schüler den Workshop enorm bereichert. Viele der Jungs setzten vor allem auf Zeichnungen und Basteleien, was ich in der Art nicht erwartet hatte.
Das Ziel, Kreativität und Englisch zu fördern, ist also durchaus erreicht worden.